Lombard Odier pfeift komplett auf China-Anlagen
Als Michael Strobaek im November als Chief Investment Officer zu Lombard Odier kam, war eine seiner ersten großen Maßnahmen, alle China-Aktien und -Anleihen aus den für Privatkunden verwalteten Beständen zu verkaufen.
"Ich habe alle China-Anlagen eliminiert", sagte Michael Strobaek, Investmentchef bei Lombard Odier, der stattdessen in US-Aktien, Treasuries und den Dollar umschichtete. Das hat "unglaublich gut funktioniert", erläuterte er am Freitag (27.9.) im Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg". Auch nach den jüngsten Konjunkturmaßnahmen Pekings, die dem Leitindex der chinesischen Börse gerade den größten Wochenanstieg seit 2008 bescherten, bereut Strobaek nichts.
In der strategischen Vermögensallokation von Lombard Odier – die festlegt, wie die Kundengelder zwischen Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten aufgeteilt werden – hatte der China-Anteil bei rund sechs Prozent gelegen. Nun beläuft er sich auf null, wie Strobaek berichtete.
Lombard Odier verwaltet insgesamt ein Vermögen von 209 Milliarden Franken, wovon der Großteil auf Privatkunden entfällt. Die Vermögensverwaltungssparte kommt auf rund 63 Milliarden Franken.
Mit Blick auf die vorige Woche von China eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen hatte indessen der Investmentmilliardär David Tepper erklärt, er kaufe "alles", was mit China zu tun hat. Pekings Maßnahmen hätten seine Erwartungen übertroffen. Stephen Jen von Eurizon SLJ Capital hält eine "ernsthafte Rally" chinesischer Aktien für möglich, wie er am Freitag in einer Analyse für Kunden schrieb.
Strobaek indessen ist davon nicht überzeugt. "Ich glaube nicht, dass es eine dauerhafte und nachhaltige Wirkung auf den Aktienmarkt oder die Wirtschaft haben wird", sagte der Däne, der vergangenes Jahr von Credit Suisse zu Lombard Odier gewechselt war, über das Konjunkturprogramm. "Es ist eine kurzfristige Maßnahme, um die Stimmung zu verbessern. Und offen gesagt, wenn sich die Regierung in irgendeiner Form an den Kapitalmärkten engagiert, ist das normalerweise kein gutes Zeichen." (mb/Bloomberg)