Laut einer Studie des börsennotierten Personalberaters Robert Half, die "Bloomberg News" vorab vorliegt, gehen 13 Prozent der befragten Bank- und Sparkassenmanager in Deutschland davon aus, dass ihre digitale Transformation bis 2030 zu einem Personalabbau führen wird. An der Erhebung, die von Protiviti, der Beratungstochter von Robert Half, durchgeführt wurde, nahmen unter anderem Vorstände und Personalchefs teil.

Bereits eine frühere Analyse von "Bloomberg Intelligence" hatte ähnliche Ergebnisse geliefert. Demnach könnte der globale Bankensektor durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in den nächsten drei bis fünf Jahren bis zu 200.000 Arbeitsplätze verlieren. Besonders betroffen seien dabei Back- und Middle-Office-Bereiche, also Positionen mit unterstützenden Funktionen.

Allerdings bedeutet der Wegfall einer Stelle durch KI oder Automatisierung nicht zwangsläufig eine Kündigung. "Betroffene Mitarbeiter werden von Finanzdienstleistern häufig in anderen Bereichen eingesetzt oder umgeschult", erklärte Julia Kirner, Managing Director bei Protiviti, im Interview mit "Bloomberg".

Gleichzeitig sehen viele Banken auch Produktivitätsgewinne durch den verstärkten Einsatz von KI und Automatisierung. Laut der Befragung erwarten rund zwei Drittel der Banken und Sparkassen in Deutschland, dass KI ihre Produktivität bis 2030 um mindestens zehn Prozent steigern wird – einige rechnen sogar mit einem Anstieg von über 20 Prozent.

Ein wesentlicher Faktor für diesen Produktivitätszuwachs ist laut Boris Walther, Deutschland-Chef von Protiviti, dass KI den Mitarbeitern ermöglicht, sich stärker auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. "KI kann repetitive Aufgaben übernehmen, sodass Mitarbeiter mehr Zeit für die kreativen und wertschöpfenden Aspekte ihrer Arbeit haben", sagte er. Allerdings betonte er auch, dass der Nutzen von KI entscheidend davon abhängt, wie gut sie trainiert wird. "KI ist nur so leistungsfähig wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird – daher muss sie von erfahrenen Mitarbeitern geschult werden."

Darüber hinaus wird KI als ein mögliches Mittel gesehen, um die Folgen des demografischen Wandels in der Finanzbranche abzumildern. Eine aktuelle "Bloomberg"-Umfrage zeigt, dass bei einigen Banken in den nächsten zehn Jahren bis zu 30 Prozent der Mitarbeiter in Rente gehen – darunter bei LBBW und Helaba. "KI kann helfen, Wissen im Unternehmen zu bewahren, selbst wenn erfahrene Mitarbeiter ausscheiden", erklärte Kirner.

Bereits heute setzen viele Banken KI-gestützte Chatbots nicht nur mit allgemein zugänglichen Informationen ein, sondern trainieren sie auch mit internen Dokumenten und Unternehmenswissen. Dadurch bleiben relevante Informationen auch dann verfügbar, wenn erfahrene Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. (mb/Bloomberg)