Kartellamt ebnet Unicredit den Weg für Commerzbank-Übernahme
Die Unicredit hat eine weitere Hürde im Kampf um den Kauf der Commerzbank genommen. Das Bundeskartellamt gab der italienischen Bank grünes Licht für den Erwerb von bis zu 29,99 Prozent an der Commerzbank. Die Behörde sieht hierbei keine Nachteile für deutsche Bankkunden.
Die italienische Großbank Unicredit kann die Übernahme der Commerzbank weiter vorantreiben. Das Bundeskartellamt gab am Montag (14.4.) grünes Licht für den Erwerb eines Minderheitsanteils von bis zu 29,99 Prozent der Aktien des Frankfurter Geldhauses durch die Unicredit ohne Auflagen. Das teilte die deutsche Behörde mit.
"Schon durch den angemeldeten Minderheitserwerb kommt es zu einer Stärkung der Marktposition der Unicredit im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland", begründet Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, die Entscheidung und fährt fort: "Wir haben uns deshalb die besonders betroffenen Finanzdienstleistungen intensiv angesehen. In allen Bereichen sind weitere bedeutende Wettbewerber tätig, weshalb das Vorhaben freizugeben war."
Zustimmung der EZB
Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte im vergangenen September den Einstieg bei der zweitgrößten deutschen Bank bekannt gegeben, mit Blick auf eine mögliche Übernahme. Ende Februar hat das italienische Institut dem Bundeskartellamt seinen Einstieg bei der Commerzbank zur Prüfung angemeldet. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hatte eine Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits genehmigt. Nun folgte das Bundeskartellamt.
Eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit ist innerhalb der deutschen Wirtschaft umstritten. Neben den Befürwortern eines Zusammengehens gibt es auch namhafte Kritiker, wie das "Handelsblatt" berichtet. Sie befürchten demnach unter anderem, dass die Commerzbank und die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank nach einer Fusion weniger Kredite vergeben würden als bislang. Gerade bei der Finanzierung des deutschen Außenhandels hat die Commerzbank nach eigenen Angaben eine starke Stellung.
"Weitere bedeutende Wettbewerber"
Das Bundeskartellamt sieht aber keine Probleme. In allen Bereichen, in denen beide Institute tätig seien, gebe es "weitere bedeutende Wettbewerber". Zu diesen gehören der Behörde zufolge die Sparkassen und Volksbanken sowie die Deutsche Bank, die genossenschaftliche DZ Bank sowie größere Landesbanken wie etwa Helaba, LBBW oder BayernLB.
Die Commerzbank teilte dem "Handelsblatt" auf Anfrage mit, sie nehme den Beschluss des Bundeskartellamts zur Kenntnis, er ändere nichts an der grundsätzlichen Situation. Die Commerzbank besteht nach dem Einstieg von Unicredit im vergangenen Jahr auf ihrer Unabhängigkeit. Das Vorgehen sieht sie als feindlich an.
Wahrscheinlich keine Entscheidung in diesem Jahr
Die italienische Bank hatte sich zuletzt zurückhaltender gezeigt und angedeutet, dass eine Übernahme auch wegen des stark gestiegenen Aktienkurses der Commerzbank schwieriger geworden sei. Es gilt mittlerweile als unwahrscheinlich, dass Unicredit noch in diesem Jahr über das weitere Vorgehen entscheiden wird. (jb)