In der Vergangenheit habe es mitunter Leistungsträger gegeben, die "nach der Elternzeit nicht mehr oder erst sehr spät zurückgekommen sind. Das stellt uns in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels natürlich vor Herausforderungen", sagt LBBW-Personalchefin Christine Neuberger im Interview mit "Bloomberg News" in Stuttgart.

Das vor kurzem gestartete Programm "Keep in Touch" soll hier Abhilfe schaffen. Es steht Frauen und Männern nach der Geburt eines Kindes für maximal zwölf Monate offen. In dieser Zeit können die Teilnehmer in zehnprozentiger Teilzeit arbeiten, also etwa vier Stunden pro Woche. Dadurch wird der Kontakt zur Bank aufrechterhalten und die Bindung letztlich gestärkt, so die Idee.

Alle Anträge genehmigt
In den ersten sechs Wochen nach dem Start des Programms hat die Landesbank nach eigenen Angaben bereits rund 30 Anträge erhalten, davon sind alle genehmigt worden. Der Frauenanteil betrug etwa 90 Prozent. "Mit dabei sind auch sechs Führungskräfte bis hin zur Abteilungsleiterebene", so Neuberger.

Mitarbeiter zu halten, statt neue zu gewinnen, ist wohl der einfachere Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. In vielen Bereichen werden Leute gesucht. Allein im dritten Quartal hatten Banken und Fintechs in Deutschland rund 42.000 Stellen öffentlich ausgeschrieben, zeigen Daten der Index Gruppe. 

Der Mangel dürfte sich durch den demografischen Wandel noch verschärfen. Eine Umfrage von "Bloomberg News" hatte vor kurzem gezeigt, dass in den nächsten zehn Jahren bei einigen deutschen Banken wohl bis zu 30 Prozent der Beschäftigten altersbedingt ausscheiden werden.

LBBW-Mitarbeiter im Ausland kehren nach Geburt früher zurück
"Weil in den nächsten Jahren viele sogenannte Babyboomer in Rente gehen werden, gibt es uns eine gewisse Planungssicherheit, wenn wir wissen, dass Leistungsträgerinnen und Leistungsträger nach der Geburt des Kindes binnen zwölf Monaten zurückkommen", erklärt Neuberger. Das gilt besonders für Deutschland. Denn die Mitarbeiter der LBBW in den USA, in Asien und auch in Großbritannien kehren laut Neuberger in der Regel zügiger zurück als ihre Kollegen in Deutschland.

Beim Thema Fachkräftemangel zeichnet sich Neuberger zufolge derzeit keine Entspannung ab. Auch die LBBW suche weiter Mitarbeiter, etwa in Bereichen wie Risiko, Compliance und IT. Neuberger bezeichnet das Keep-in-Touch-Programm als eine echte Investition in die Bank und in ihre Mitarbeiter. "Denn die Zehn-Prozent-Beschäftigung ist mit viel administrativem Aufwand verbunden", sagte sie. Es handele sich hier nicht um ein Goodie, sondern um einen Leistungsanreiz. (mb/Bloomberg)