Hello-Bank-CEO: "Da hatten wir wirklich ein gutes Timing"
Seit März 2019 ist Robert Ulm neuer CEO der Hello Bank. Im Gespräch erklären er und sein Chief Sales Officer Walter Larionows, wie die Bank durch die Coronakrise gekommen ist und welche Pläne sie für die Zukunft haben.
Ende 2014 übernahm die französische Großbank BNP Paribas das Ruder beim größten heimischen Direktbroker. Seit damals hat sich einiges geändert: Zum einen wurde der Name von direktanlage.at auf Hello Bank geändert, zum anderen wollte man das Unternehmen zur digitalen Vollbank umrüsten. Seit dem vergangenen Jahr lenkt nun mit Robert Ulm ein neuer CEO die Geschicke des Instituts. Ulm verantwortete zuvor das Österreich-Geschäft beim Mitbewerber Flatex. Insgesamt betreut die Bank derzeit um die 60.000 reine Kundendepots und zirka 80.000 Kunden über alle Produktgruppen hinweg. Das Portfoliovolumen liegt bei über 6,5 Milliarden Euro. Durch die Coronakrise ist die Bank, die als Fondsplattform auch ein wichtiger Partner für Wertpapierfirmen und Vermögensberater ist, bisher gut gekommen. So erklärt Ulm, dass rückblickend alles sehr gut funktioniert hat. "Wir mussten schließlich alle Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, und das ist de facto reibungslos über die Bühne gegangen", so der CEO.
Onboarding mit Videolegitimation
Von Vorteil war dabei, dass die Bank bereits im Jahr 2019 sehr viel Druck in Richtung Digitalisierung gemacht hat und am 5. März 2020 im B2C-Bereich die Strecke im Onboarding mit Videolegitimation und völlig papierloser Depoteröffnung live schalten konnte. Man braucht also kein Postident-Verfahren und muss auch in keine Filiale gehen. "Ohne diese Möglichkeit hätten wir im Lockdown sicher nicht diesen erfreulichen Kundenzuwachs generieren können. Da hatten wir wirklich ein gutes Timing", erklärt Ulm. Mit Ende des ersten Halbjahres 2020 konnte die Bank somit die Rekordmarke von einer Million Trades übertreffen, so viel hatte die Bank im gesamten vergangenen Jahr verzeichnet.
Auch im B2B-Bereich wurde laut Walter Larionows, Chief Sales Officer der Bank, in der Kürze der Zeit versucht, alles zu digitalisieren, was möglich war. Nun sei man dabei, auch hier die Videolegitimation zu integrieren. "Die Onboarding-Strecke soll im B2B-Bereich ebenfalls bald völlig papierlos funktionieren. Allerdings ist das Thema etwas umfangreicher als im B2C-Bereich, daher wollten wir hier auch keinen unüberlegten Schnellschuss machen. Viele konzessionierte Partner verwenden schließlich ihr eigenes Kundenprofil, dementsprechend müssen unsere Systeme erst angepasst werden", so Larionows. In Zukunft soll das B2B-Portal noch mehr Komfort und Überblick bieten, so soll etwa schon auf der Startseite eine Übersicht der betreuten Kundendepots inklusive Portfoliovolumen erscheinen.
"Junge Anleger haben den Aktienmarkt für sich entdeckt"
Während des Lockdowns konnte die Bank jedenfalls in beiden Geschäftsbereichen ein deutlich gestiegenes Interesse feststellen. "Bei den Depoteröffnungen hatten wir im B2B natürlich nicht dieselbe Dynamik wie im B2C-Bereich, konnten aber trotzdem ein stark erhöhtes Geschäftsaufkommen beobachten", beschreibt der Chief Sales Officer. Dabei zeigt sich, dass viele Privatanleger die Chance der gefallenen Märkte genutzt und erstmals ein Depot eröffnet haben. Erfreulich für den heimischen Finanzmarkt ist laut Larionows dabei vor allem die Tatsache, dass viele junge Anleger den Aktienmarkt für sich entdeckt haben. (gp)
Das vollständige Gespräch mit Robert Ulm und Walter Larionow lesen Sie in Ausgabe 3/2020 von FONDS professionell, die den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird.