H2O-Drama: Schadenersatz-Klagen wegen Windhorst-Papieren eingereicht
Die Investments von H2O-Fonds in Papiere des schillernden Finanziers Lars Windhorst haben ein Nachspiel. Eine Gruppe von Anteilseignern klagt auf Schadenersatz in Höhe von 717 Millionen Euro. H2O weist die Ansprüche zurück. Doch auch weitere Gesellschaften sind betroffen.
Die französische Anlegervereinigung Collectif Porteurs H2O hat in dem Drama rund um illiquide Investments in Wertpapiere aus dem Umfeld des deutschen Finanziers Lars Windhorst Schadenersatz-Klagen eingereicht. Dies teilte die Vereinigung mit. Die im Dezember 2023 gestarteten Prozesse richten sich gegen die Boutique H2O Asset Management sowie gegen die frühere Muttergesellschaft Natixis, die Fonds-Verwahrstelle Caceis und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Frankreich.
Mehrere Portfolios hatten unter der Ägide der H2O-Gründer Bruno Crastes und Vincent Chailley zum Teil erheblich in Wertpapiere investiert, die Windhorsts Konglomerat zuzurechnen sind. Als das Engagement im Juni 2019 bekannt wurde, zogen Anleger Milliarden aus den Portfolios der Gesellschaft ab. Die Portfolios wurden 2020 aufgeteilt und die illiquiden Papiere in sogenannte Seitentaschen ausgelagert. Diese sollen aufgelöst werden. Doch die Abwicklung zieht sich hin. Die Fondsteile mit liquiden Wertpapieren werden hingegen weitergeführt.
Hohe Forderung
Die Vereinigung Collectif Porteurs H2O wurde 2021 gegründet, um die Vorgänge rund um die Windhorst-Investments von H2O zu beleuchten. Mittlerweile zählt die Gruppe mehr als 6.000 Mitglieder. Die Vereinigung fordert nun die Zahlung von insgesamt 717 Millionen Euro. H2O weist die Ansprüche zurück und bezeichnet die hinter der Forderung stehende Berechnung als "extravagant". Zudem betonte das Haus, dass die Abwicklung der illiquiden Portfolios das Management der liquiden Fonds nicht beeinflusse und diese ihre Investmentziele erreichen würden.
Die französische Großbank Natixis bezeichnet die Klage einem Bericht der "Financial Times" zufolge als unbegründet und werde sie "energisch anfechten". Eine Anfrage von FONDS professionell ONLINE beantwortete Natixis bislang nicht. Die französische Großbank war über ihr Boutiquendach Natixis Investment Managers an H2O beteiligt. 2020 entschloss sich das Institut, die Anteile zu verkaufen. Die Transaktion verzögerte sich jedoch. Caceis und KPMG Frankreich wollten auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE den Fall nicht kommentieren.
Vor Gericht Erfolge erstritten
Die Anlegergruppe Collectif Porteurs H2O, die von dem Prozessfinanzierer Deminor unterstützt wird, sieht sich durch mehrere Entscheidungen und Urteile bestätigt. So verhängte vor einem Jahr die französische Finanzaufsicht AMF eine Rekordbuße in Höhe von insgesamt 93 Millionen Euro gegen H2O, Crastes und Chailley. Starmanager Crastes erhielt zudem ein Berufsverbot über fünf Jahre. H2O geht gegen die Entscheidung vor.
Die Gruppe Collectif Porteurs H2O erreichte zudem, dass ein Gutachter eingesetzt wird, der die Vorgänge rund um die Windhorst-Investments der H2O-Fonds untersucht. Im Juni 2023 verhängte der Gruppe zufolge ein Gericht eine vorläufige Buße gegen H2O, wegen der "obstruktiven Haltung" der Gesellschaft bei der Herausgabe von Dokumenten und der Kommunikation mit Windhorst. Im Dezember 2023 setzte dann ein Richter wegen anhaltender Verstöße eine Strafe von bis zu 2,7 Millionen Euro fest. H2O legte dagegen Berufung ein. (ert)