Green Finance Group muss FMA-Strafe zahlen
Die von Liechtenstein aus in Österreich agierende Green Finance Group muss eine Geldstrafe wegen irreführender Werbung bezahlen. Abseits davon steigt der Schuldenberg des Unternehmens momentan stark an.
Gesellschaften der Green Finance Gruppe sind in den vergangenen Jahren mehrfach auf der Sanktionenliste der FMA gelandet. Nun muss die Green Finance Group AG wegen irreführender Online- und Print-Werbung zu einer qualifiziert nachrangigen Anleihe 35.000 Euro Bußgeld zahlen. Die Strafe war bereits im Vorjahr ausgesprochen worden, Green Finance hatte vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVwG) berufen. Das BVwG hat nun die Strafe bestätigt, die damit rechtskräftig ist, wie die FMA mitteilt. Die Unternehmensleitung betonte, dass sie die Rechtsansicht von FMA beziehungsweise BVwG nicht teile.
Ein weiteres ähnlich gelagertes Verfahren ist noch anhängig, hier steht die Emissionsgesellschaft Green Finance Capital AG im Zentrum. Auch in diesem Fall hatte die FMA 35.000 Euro Strafe verhängt. Daneben laufen weitere Verfahren gegen den zur Gruppe gehörenden Prozessfinanzierer LVA24.
Green Finance ist ein verzweigtes Finanzvertriebsunternehmen, dessen Produkte nach eigenen Angaben von knapp 7.000 "Business Partnern" in sechs Ländern vertrieben werden. Ins Auge sticht dabei die online breit zur Schau gestellte Belohnung des Vertriebs durch teure Autos oder luxuriöse Reisen. Zum Tätigkeitsfeld gehören nach Eigenangaben Immobilienentwicklung, Finanzdienstleistungen, Prozesskostenfinanzierung, Versicherungsvermittlung, Vermietung, Handel mit Waren aller Art und die Vermittlung von Photovoltaikanlagen und -verträgen.
Hohe Schulden bei der Green Finance Capital AG
Ebenso auffallend wie die Inszenierung der Vertriebsincentivierung ist die hohe Finanzierungstätigkeit über die Green Finance Capital AG. Die Gesellschaft sammelt bei Anlegern Geld ein, um es an die rund ein Dutzend anderen Gruppenunternehmen zu verteilen. Die Kapitalstruktur dieses Unternehmens kann ohne Übertreibung als extrem bezeichnet werden: Per Ende 2023 hatte die Green Finance Capital AG ihre Verbindlichkeiten innert nur eines Jahres um weit über 40 Prozent auf knapp 64 Millionen Euro gesteigert. Diesem Betrag steht ein Eigenkapital von nicht einmal 60.000 Euro gegenüber, wie aus einem der Kapitalmarktprospekte hervorgeht. Relativ ausgedrückt liegt in der Capital AG ein Verschuldungsgrad (Debt-to-Equity) von weit über 105.000 Prozent vor.
Dazu kommt, dass nach dem Bilanzstichtag erneut hohe Schulden am Kapitalmarkt aufgenommen werden. So ging das Unternehmen diesen April mit der Emission von vier Bonds und Nachranganleihen im Ausmaß von je 25 Millionen Euro beziehungsweise Schweizer Franken an den Markt. Diese Anleihen werden laut den Prospektunterlagen in gut einem Dutzend europäischer Länder verkauft. Anleger müssen mit Blick auf die vorliegenden Zahlen alarmiert sein. Gerät eine der Gesellschaften – ein großer Teil des Gruppengeschäfts ist im kriselnden Immobiliensektor angesiedelt – in Schwierigkeiten, kann das die Rückzahlung rasch gefährden. Auf diese Risiken, auf den hohen Verschuldungsgrad und auf die Abhängigkeit von Rückzahlungen der einzelnen Gesellschaften, wird auch in den Kapitalmarktprospekten hingewiesen.
Zur Verschuldungssituation verweist die Unternehmensführung in einer Stellungnahme auf die Eigenschaft der Capital AG als Konzernfinanzierungsgesellschaft. Als solche verfüge sie "abseits des Aktienkapitals und des Jahresgewinns über kein nennenswertes Eigenkapital, sondern über Forderungen gegenüber den operativ tätigen Gruppengesellschaften, welche die Darlehensbeträge in Sachwerte investieren". (eml)
Update 23.10.2024: Ergänzung um die Stellungnahme des Unternehmens.