Künstliche Intelligenz (KI) könne Effizienzgewinne bringen, sei aber nicht unproblematisch – gerade für die Versicherungen, die mit sensiblen Kundendaten hantieren, sagt Gregor Pilgram, Chef der Generali Österreich und seit heuer auch Präsident des Versicherungsverbands VVO.

Die italienische Generali Group hat heuer eine Digitalisierungs- und KI-Strategie vorgegeben; auch in Österreich arbeitet man an neuen Tools – etwa zur Unterstützung der Beraterinnen und Berater. Aber: "Ehrlich gesagt testen wir mehr klassische KI als generative Anwendungen. Generative KI hat noch eine relativ hohe Fehlerrate, und die können wir uns in unserem Geschäft nicht leisten", so Pilgram in einem Gespräch, das in voller Länge in der neuen Heftausgabe von FONDS professionell erschienen ist.

Strenge Regulierung okay
Dass es mit dem EU-AI-Act eine strenge Regulierung gibt, sei aus Sicht der Versicherungen "okay". "Wenn man mit Personendaten zu tun hat, sind strenge Vorgaben für die Zukunft eher positiv als negativ. Auch wenn die Umsetzung für alle ein Aufwand ist", sagt Pilgram.

Keine Gefahr seien die rasanten KI-Entwicklungen für die Kooperationsmodelle mit dem externen Vertrieb. Die Zusammenarbeit mit Maklern sei für die Generali in Zukunft "mindestens gleich wichtig" wie heute. Kundenbindung sei nicht durch Technologie ersetzbar, zudem würden die Komplexität von Produkten und die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden nicht weniger.

Lebensgeschäft
Im Interview spricht Pilgram auch über die Schwierigkeiten in der Lebensversicherung. Um das Lebensgeschäft anzuschieben, brauche es "steuerliche Erleichterungen für die Vorsorge". Ein Teil des Problems sei politisch. Die Qualität der Fonds oder die Flexibilität beim Fondswechsel, die heute den Kundinnen und Kunden geboten werde, sei jedenfalls hoch. Gleichzeitig sei aber auch die Branche selbst gefordert. Es sei notwendig, mehr zu erklären, wie man Aktienkomponenten richtig einsetzt und dass es um langfristiges Sparen geht. 

Es werde zudem neue Ansätze brauchen. "Mehr in Richtung Life-Cycle, Produkte mit mehr Aktien und ­weniger Garantie am Beginn und mit mehr Sicherheit am Ende. Es muss in der dritten Säule um die langfristigen Aktienprodukte gehen. Man lässt hier hohe Beträge liegen, wenn man das nicht macht", so Pilgram.

Die je zur Hälfte der Generali und der Zurich gehörende Bonus Pensionskasse hat im Vorjahr die Fair Finance Vorsorgekasse übernommen. Der Markt könnte generell in Bewegung geraten, nachdem im Regierungsprogramm Änderungen beim Pensions- und Vorsorgekassen-Modell vorgesehen sind. "Über weitere Konsolidierungen können wir in einem nächsten Schritt nachdenken", sagt Pilgram. (eml)


Das gesamte Interview lesen Sie in der Printausgabe 3/2025 oder im E-Magazin. Darin spricht Pilgram auch über die Pläne nach der Übernahme der Fair Finance Vorsorgekasse und nach der Vollübernahme der Bawag Versicherung.