Frauen im Asset Management: Noch reichlich Luft nach oben
Zum vierten Mal hat die Universität Mannheim in Kooperation mit dem Beratungshaus KPMG und dem Karrierenetzwerk Fondsfrauen eine Studie zur Geschlechtervielfalt bei Fondsgesellschaften im deutschsprachigen Raum erhoben – mit gemischten Ergebnissen.
Geschlechtergerechtigkeit gewinnt für Unternehmen schon seit einiger Zeit an Bedeutung. Auch in der Finanzbranche spielt das Thema eine immer wichtigere Rolle. Aber: Bei Fondsgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist in puncto Gender-Diversität noch Luft nach oben. Dies zeigt eine Studie mit dem Titel "Gender Diversity in der Asset-Management-Industrie", welche die Universität Mannheim in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung KPMG und dem Karrierenetzwerk Fondsfrauen erstellt hat. Nach Untersuchungen für die Jahre 2015, 2017 und 2020 ist die aktuelle Analyse bereits die vierte Auflage der breit angelegten Studie.
Positiv zu vermerken ist, dass die Zahl der weiblichen Bewerber, die bei Kapitalverwaltungsgesellschaften in der DACH-Region arbeiten möchten, seit 2020 immerhin um zehn Prozentpunkte auf 64 Prozent gestiegen ist. In der Zunahme spiegele sich das Bemühen der Asset Manager wider, verstärkt Frauen zu gewinnen, erklärt Professor Alexandra Niessen-Ruenzi, Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Corporate Finance an der Universität Mannheim.
40 Prozent aller Berufsanfänger sind weiblich
Aber: Obwohl die Anzahl der Bewerberinnen gestiegen ist, sind im Schnitt nur noch 40 Prozent aller Berufsanfängerinnen weiblich. Die Studie für das Jahr 2020 hatte 42 Prozent ausgewiesen. Auch insgesamt beläuft sich der Frauenanteil auf durchschnittlich 40 Prozent. Damit zeigt sich im Vergleich zu den vorangegangenen Untersuchungen seit 2015 praktisch keine Veränderung.
Gleichzeitig sind nach wie vor deutlich weniger Frauen als Männer in höheren Positionen der Unternehmen beschäftigt. So liegt etwa der Anteil von Mitarbeiterinnen in Führungspositionen nur bei 26 Prozent. Auf der Ebene der Geschäftsführung oder -leitung beläuft er sich auf 13 Prozent, in den Aufsichts- und Verwaltungsräten sind es ebenfalls 13 Prozent. Auch in den Vorstandsetagen der Asset Manager sind Frauen bedeutend seltener anzutreffen als Männer. Lediglich 21 Prozent der Vorstände sind weiblich. Nach Werten von acht Prozent, 19 Prozent und 17 Prozent ist das aber immerhin der höchste Anteil, seit die Studie zum ersten Mal erstellt wurde.
Raus aus den "Pink Ghettos"
Erfreulich ist zudem, dass Frauen zwar immer noch überwiegend in den sogenannten "Pink Ghettos", also in den Bereichen Personal und Marketing arbeiten, zunehmend aber auch im Vertrieb sowie im Portfoliomanagement beschäftigt sind. So ist die Frauenquote mit 73 Prozent im Personalwesen nach wie vor am höchsten, 2015 hatte sie aber noch bei gut 90 Prozent gelegen. Im Vertrieb waren 2015 etwas mehr als 20 Prozent der Mitarbeiter weiblich, im Fondsmanagement knapp unter 20 Prozent. Die aktuelle Untersuchung weist für beide Bereiche einen Frauenanteil von immerhin 35 Prozent aus.
Die Daten für die Studie wurden zwischen März und Mai 2023 in einer Online-Umfrage erhoben. Befragt wurden Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die ein weltweites Volumen von knapp 4.780 Milliarden Euro Assets under Management aufweisen. (am)