FMA-Chef zu Commerzbank-Übernahme: "Bankenunion muss sich beweisen"
Helmut Ettl, Vorstandschef der Finanzmarktaufsicht, betont, dass die EU-Bankenunion bei der diskutierten Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. In Österreich wachsen unterdessen die Sorgen mit Blick auf den Gewerbeimmobilienmarkt.
Bei der in Deutschland als feindlich empfundenen Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit steht das Funktionieren der EU-Bankenunion unter Beobachtung. Das sagte Helmut Ettl, Chef der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA), bei der jährlichen Aufsichtskonferenz der Behörde in Wien am Dienstag (8.10.2024).
"Es wurde lange erwartet, dass so ein Schritt stattfindet, dass die Bankenunion genutzt wird und es zu einem Zusammenschluss kommt", so Ettl. Folglich müssen die Staaten nun beweisen, dass die Entscheidungen bei diesem Deal nach den Standards der Bankenunion fallen und "nicht nach den nationalen Befindlichkeiten getroffen werden", so Ettl.
Unicredit hatte im September überraschend mitgeteilt, dass sie ihre Anteile an der Commerzbank auf rund 21 Prozent aufgestockt hat. Sie arbeitet an einer weiteren Erhöhung auf 29,9 Prozent. Die deutschen Behörden müssen aber zustimmen. Berlin hatte die Bank in der globalen Finanzkrise massiv gestützt und war zu einem großen Anteilseigner aufgestiegen. Im Sommer hielt der Staat noch gut 16 Prozent der Aktien.
"Immobilienkredite ein gewaltiges Thema"
Zur Situation des Finanzmarktes in Österreich sagte Ettl, dass die Immobilienmarktkrise die Aufsicht weiter beschäftigt. "Generell warnen wir davor, dass wir uns zu sehr in Sicherheit wiegen. Immobilien machen nicht ganz ein Drittel der Bankbilanzen aus, das ist ein gewaltiges Thema", so Ettl. Momentan liegen die Ausfälle (Non Performing Loans, NPL) bei rund fünf Prozent. "Wenn wir auf zehn Prozent der Ausfälle kommen, dann arbeitet sich das ganz schön in das Kapital der Banken hinein", so Ettl.
Vorstandskollege Eduard Müller betonte, dass sich die Sorgen vor allem auf den Gewerbeimmobilienbereich beziehen. "Es gibt sehr viele mittelgroße Developer, die Schwierigkeiten haben", so Müller. Er verwies darauf, dass man aus Fällen der Vergangenheit gelernt habe: "In Ländern wie Spanien oder Irland war zu sehen, wie tiefgehend Krisen am Immobiliensektor die ganze Wirtschaft hinunterziehen können."
Ab Juli 2025 Puffer erforderlich
In Reaktion auf die wachsenden Risiken bei Gewerbeimmobilienfinanzierungen hat das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) in der Vorwoche einen zusätzlichen sektoralen Systemrisikopuffer für die Banken empfohlen. Ab Juli 2025 müssen sie einen Kapitalpuffer von einem Prozent für dieses Segment vorhalten, wie der FMA-Vorstand sagte.
Sorge bereitet der Aufsicht auch, dass man in Österreich momentan viele kleinere Regionalbanken sehe, "die Immobilien finanziert haben, ohne die Risiken auf dem Immobilienmarkt einschätzen zu können", wie Müller sagte. Auch das Risiko von verbundenen Unternehmen sei bisher "nicht ausreichend adressiert" gewesen. "Im Krisenfall werden dann organisatorische und personelle Verflechtungen durchschlagend", so Müller. Die FMA werde sich in einem Aufsichtsschwerpunkt dieser Vernetzung widmen.
Bitte an künftige Regierung
Eine Bitte an eine künftige Regierung gab es beim Auftakt-Podium bezüglich gesetzlicher Neuerungen bei den Anti-Geldwäsche-Standards (AML): "Wir haben in den letzten Jahren eine Novelle zu AML und Sanktionenrecht ausgearbeitet, die sich sehen lassen kann. Leider ist das nicht mehr in dieser Legislaturperiode beschlossen worden. Die Bitte ist, das rasch durch den Gesetzgebungsprozess zu bringen", so Ettl. (eml)