Wer dieser Tage in Wien den U-Bahn-Aufgang Messe-Prater in Richtung Wirtschaftsuni und Messecenter nimmt, schreitet an einer unübersehbaren Werbefläche des Vermögensverwalters Flossbach von Storch (FvS) hoch. Es ist nicht das einzige Zeichen, das die Kölner momentan in Österreich setzen. Am Dienstag (4.3.) wurde unter Anwesenheit des österreichischen Nationalbank-Gouverneurs Robert Holzmann die erste Wien-Niederlassung offiziell eingeweiht.

Bei rund zwei Milliarden Euro an in Österreich betreuten Vermögen (bei rund 70 Milliarden insgesamt) sei eine eigene Niederlassung "längst überfällig" gewesen, sagte Firmenmitgründer Kurt von Storch im Vorfeld der Eröffnung vor Journalisten. Gemeinsam mit Niederlassungsleiter Roland Sinkovits sollen vier Mitarbeiter das Wachstum in Österreich vorantreiben – wobei die Größe des Büros am Schottenring deutlich mehr Personen zulassen würde. Der größte Teil der Vermögen in Österreich stammt von Private-Banking-Kunden sowie aus dem Retailbanking. Wobei man ebenso verstärkt den österreichischen Versicherungen Lösungen anbieten werde.

Vom Family-Office-Spezialisten zum Publikumsfondsverwalter
FvS startete 1999 mit der Verwaltung größerer Vermögen. Erst 2007 kamen die klassischen Publikumsfonds dazu, ein Geschäft, das kräftig wuchs und heute die wichtigste Sparte für das Unternehmen ist. In Österreich wolle man die Liquidität aufgreifen, die Privatkunden unveranlagt auf dem Konto liegen haben, wie von Storch sagte. Man betrachte es als aktiver Manager auch als Aufgabe, diese Kunden investiert zu halten und ihnen vor allem in schwierigen Zeiten die richtigen Argumente dafür zu liefern.

In den vergangenen Jahren war es für Manager wie FvS schwierig, Kunden vom Mehrwert aktiver Produkte zu überzeugen, wie von Storch bestätigte – die Performance passiver ETFs war enorm und auch die gestiegenen Zinsen auf Einlagen schienen den Sparern attraktiv. Dennoch zeigen Untersuchungen in Deutschland, dass Privatanleger die passiv investieren, in der Realität schlechter als der Markt performen, wie von Storch sagte. Oft ein Resultat eines klassischen Investmentfehlers: Nach Investment in der Hochphase ziehen Anleger auf dem Weg nach unten in der Panik die Reißleine. Man müsse als Asset Manager auch die Zuversicht vermitteln, dass Rücksetzer dazugehören. Hier sei Überzeugungsarbeit gefragt.

Gefahren beim passiven Veranlagen
Die Geschichte habe gezeigt, dass ein passives Index-Replizieren nicht ausreicht. Zu sehen am japanischen Nikkei-Index, der nach einem Höhenflug bis zu Beginn der 1990er Jahre fast 35 Jahre brauchte, um die damaligen Kurse wieder zu erreichen. "Für aktives Management wird es immer eine Berechtigung geben", so von Storch. "Es ist nicht so, dass wir nicht über ETFs nachdenken, aber es sitzt niemand über mir, der mir das vorgibt", so von Storch.

Während man in den großen Indizes wie dem MSCI World automatisch eine hohe Konzentration an Tech-Riesen wie Apple, Nvidia oder Microsoft kauft, stünden beim aktiven FvS-Fondsmanagement Diversifikation und reale Werte im Vordergrund – etwa echte Gewinne und Solvenz. Vorsichtig zeigt sich von Storch dementsprechend, was die Preisrally des Chip-Unternehmens Nvidia betrifft.

Erinnerungen an Cisco
Zwar erwirtschafte Nvidia Gewinne und die KI-Revolution, für die diese Chips benötigt werden, sei real. Doch bei der Börsenbewertung, die Nvidia momentan aufweist, müsse in Zukunft "wirklich alles funktionieren, es darf kein Sandkorn reinkommen", um den Preis der Aktie zu rechtfertigen. Das Bild erinnere an den damals unhinterfragt prominenten Telekomausstatter Cisco, der Anfang der 2000er Jahre zu Kurs-Gewinn-Verhältnissen um die 200 gehandelt wurde. Es folgte ein Absturz, wobei die einstigen Kurshochs erst Jahrzehnte später wieder aufgeholt werden konnten, warnte von Storch.

Einen eigenen Weg verfolgt FvS mit einem weiteren Sonderstellungsmerkmal: Teil der Fonds-Diversifikationsstrategie ist Gold. Der sehr hohe Preisanstieg des Edelmetalls in konjunkturell unsicheren Zeiten habe diese Strategie "fast unheimlich bestätigt", so von Storch. Ein Rücksetzer wäre zwar nicht überraschend, doch so lange der "Trend anhält, macht das Sinn, daran festzuhalten". (eml)