ETFs bescheren DWS hohe Zuflüsse – zu einem Preis
Nachdem die größte deutsche Fondsgesellschaft 2022 herbe Mittelabzüge erlitten hatte, vertrauen Anleger dem Haus nun wieder in Scharen Kapital an. Der Großteil des Geldes fließt in börsengehandelte Indexfonds. Die Konzernmutter kündigt derweil einen Stellenabbau an.
Die Fondsgesellschaft DWS hat im vergangenen Jahr 22,6 Milliarden Euro an frischem Geld eingesammelt. Geldmarktfonds hinzugenommen sind es sogar 28,3 Milliarden Euro. Dies teilte die Asset-Management-Tochter der Deutschen Bank bei der Bekanntgabe der vorläufigen Jahreszahlen mit. Die Zuflüsse seien allen Sparten entsprungen, also sowohl den aktiven wie den passiven Portfolios sowie dem Feld der alternativen Investments. Das insgesamt verwaltete Vermögen kletterte im Laufe des vergangenen Jahres um vier Prozent auf 896 Milliarden Euro.
Im Vorjahr hatten Anleger unter dem Strich fast 20 Milliarden Euro von dem Haus abgezogen. Sogar im Wachstumsfeld der börsengehandelten Indexfonds (ETFs), das die DWS mit der Marke Xtrackers besetzt, hatte die Gesellschaft Mittelabzüge erlitten. Nun jedoch kehrte Xtrackers zur alten Stärke zurück. Der überwiegende Teil der Zuflüsse im Jahr 2023 entsprang mit 21,2 Milliarden Euro den ETFs und Indexfonds der Deutschen-Bank-Tochter.
"Am schnellsten wachsende Vermögensverwalter"
Abflüsse erlitten im aktiven Segment die Felder Aktien sowie systematische Investments, die jedoch durch Zuflüsse bei Multi-Asset-Strategien mehr als aufgewogen wurden. Mit den hohen Zuflüssen stemmte sich das Haus gegen den Trend in der Asset-Management-Industrie im Jahr 2023. "Die 'Mittelzufluss-freie' Marktentwicklung war für unsere Branche eine Herausforderung", sagte DWS-Chef Stefan Hoops. "In diesem Umfeld war die DWS einer der am schnellsten organisch wachsenden Vermögensverwalter weltweit."
Doch den Erfolgen bei den Zuflüssen steht ein Rückgang der Profitabilität gegenüber. So sanken die Gebühreneinnahmen gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Die Kosten stiegen leicht um drei Prozent auf fast 1,7 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern sackte um 14 Prozent auf 791 Millionen Euro ab. Auch um Sondereffekte bereinigt stand hier noch ein Minus von acht Prozent auf 937 Millionen Euro zu Buche. Als Nettogewinn blieben 567 Millionen Euro – sieben Prozent weniger als im Vorjahr.
Niedrigere Gewinnspannen
Die DWS begründet dies unter anderem mit einem Verweis auf das schwierige Marktumfeld bei alternativen Investments. Diese weisen meist höhere Gebühreneinnahmen auf. Die Gebühren sind jedoch häufig als erfolgsabhängige Vergütung gestaltet. ETFs, bei denen die DWS überwiegend Neugeld gewann, weisen generell im Vergleich niedrigere Gewinnspannen auf. Die DWS-Aktie verlor im frühen Handel mehr als sechs Prozent und notierte bei rund 35,60 Euro.
Die Deutsche-Bank-Tochter verzeichnete zudem auch bei nachhaltigen Fonds Zuflüsse, und zwar in Höhe von 4,9 Milliarden Euro. Die Frankfurter Gesellschaft ringt immer noch mit einem Greenwashing-Skandal. Erst Mitte Januar standen erneut Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft in der Firmenzentrale.
Stellenabbau bei der Mutter
Die Konzernmutter Deutsche Bank, die ebenfalls Jahreszahlen präsentierte, will in den kommenden Jahren 3.500 Stellen abbauen. Die Stellenstreichungen, von denen die meisten im Back-Office erfolgen sollen, sind Teil von Kostensenkungen, die das Frankfurter Geldhaus bereits angekündigt hatte. Das Institut will die Kosten um 1,6 Milliarden Euro senken.
Mit den Einsparungen will die Bank das Versprechen von Vorstandschef Christian Sewing einlösen, mehr Geld an die Aktionäre ausschütten zu können. Mit einem Reingewinn von 4,2 Milliarden Euro verdiente die Deutsche Bank 2023 zwar weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr, als Analysten erwartet hatten. (ert)