Seit vielen Jahren hat das Versicherungsunternehmen Novis, das von der Slowakei aus in Österreich, Deutschland und zahlreichen anderen Ländern Lebensversicherungen vertreibt, Probleme mit den Aufsichten in Europa. Selbst die im Sommer 2023 behördlich angeordnete Abwicklung gestaltet sich zäh. In einer Mitteilung warnt nun die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA die Kunden, weil das Insolvenzverfahren ins Stocken geraten ist. Warum die Behörden in der Slowakei sich nicht durchsetzen können, ist nicht nachvollziehbar. Laut EIOPA kommt das zuständige Gericht nicht voran.

Am 1. Juni 2023 hat die slowakische Finanzmarktaufsicht NBS der Gesellschaft nach jahrelangen Interventionen (die Redaktion berichtete) die Zulassung entzogen. Beim zuständigen Gericht beantragte die NBS eine Auflösung der verschiedenen Gesellschaften sowie die Bestellung eines Insolvenzverwalters.

Kein Insolvenzverwalter
Einen Liquidator gibt es jedoch bis heute nicht, teilt nun die EIOPA mit. Grund sind laut den Angaben "anhängige Gerichtsverfahren". Es sei überhaupt ungewiss, "ob und wann" das Gericht eine Entscheidung fällt. Zum Nachteil der Kunden, wie die EIOPA kritisiert.

"Die derzeitige Situation kann zu Nachteilen für die Verbraucher führen. Die Versicherungsnehmer können dem Risiko finanzieller Verluste ausgesetzt sein, wenn sie weiterhin Prämien an ein Unternehmen zahlen, das keine Zulassung hat, für das die NBS die Liquidation beantragt hat und das unter eingeschränkter Aufsicht der NBS steht", heißt es bei der EIOPA. Die europäische Behörde empfiehlt den betroffenen Kunden, die Situation im Rahmen einer professionellen Beratung neu zu beurteilen und eine Einstellung der Prämienzahlung oder eine Auflösung der Verträge zu evaluieren.

Eingeschränkte Aufsicht
Seit Juni 2023 darf Novis kein Neuversicherungsgeschäft mehr ausführen. Es dürfen nur noch Tätigkeiten ausgeübt werden, die zur Bedienung bestehender Versicherungsverträge erforderlich sind. Dazu gehört das Einziehen von Prämien und das Begleichen von Verbindlichkeiten. Novis stehe während der Wartezeit auf einen Insolvenzverwalter unter einer eingeschränkten Aufsicht. Die EIOPA hat für Betroffene ein Frage-Antwort-Dokument eingerichtet (externer Link). 

Das Unternehmen hat in Österreich, Tschechien, Deutschland, Finnland, Ungarn, Island, Litauen, Polen und Schweden Lebensversicherungsprodukte vertrieben. Dies über die nun aufzulösenden Gesellschaften Novis Insurance Company, Novis Versicherungsgesellschaft, Novis Compagnia di Assicurazioni und Novis Poisťovňa a.s.

Novis hatte bereits seit vielen Jahren Probleme mit den Behörden. Unter anderem wollte sich das Unternehmen einst durch eine Bitcoin-Lebensversicherung der Aufsicht entziehen.

Prämien in Höhe von 58 Millionen Euro
Laut dem letzten bei Northdata einsehbaren Jahresbericht aus dem Jahr 2022 hatte die Versicherung damals Brutto-Versicherungsprämien von 58,3 Millionen Euro eingenommen.  

Angesichts dessen wurden hohe Zahlungen an den Vertrieb ausgeschüttet. Für Provisionen für Vermittler hatte das Unternehmen 2022 knapp 42,6 Millionen Euro ausgegeben. Die höchsten Brutto-Provisionen wurden dabei in Italien mit knapp 25 Millionen Euro ausbezahlt. Danach folgen Island (9 Millionen), Finnland (5 Millionen) und Österreich (2,7 Millionen). In Deutschland wurden nur 111.000 Euro an Vermittlerprovisionen bezahlt. (eml)

Update: Korrektur: ESMA wurde durch EIOPA ersetzt.