EBA-Chef: "Unicredit-Commerzbank-Deal für uns ein gutes Zeichen"
José Manuel Campa, Chef der europäischen Bankenaufsicht EBA, sprach anlässlich eines Arbeitsbesuchs in Wien über den geplanten Unicredit-Commerzbank-Deal und bessere Kapitalisierungsmöglichkeiten für Europas Banken.
EBA-Chef José Manuel Campa warf bei einem Arbeitstreffen in Wien einen nüchternen Blick auf das heiß diskutierte Vorhaben der italienischen Unicredit, die deutsche Commerzbank zu übernehmen. Wenn Restrukturierungen wie diese zu besseren Banken und besseren Business Cases führen, sei das positiv für den Bankenmarkt und insofern auch gut aus Sicht der EBA. Die Behörde habe in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, ein einheitliches Regelwerk für das europäische Bankenwesen (Single Rulebook) aufzubauen und damit den grenzüberschreitenden Bankenmarkt zu stärken. "Es ist für uns ein gutes Zeichen, zu sehen, dass sich unsere Arbeit materialisiert", sagte Campa vor Journalisten.
Er betonte, dass die EBA weiter an Vereinheitlichungen arbeite und machte auf die im Oktober in Konsultation gegangene Bemühung der EU-Kommission aufmerksam, mit der die Möglichkeiten für Verbriefungen ausgeweitet werden sollen. EU-Banken können derzeit weniger leicht ihre Risiken von den eigenen Bilanzen weg auslagern und an Investoren verkaufen als etwa US-Banken. Man unterstütze die EU-Kommission bei der Erarbeitung neuer Regeln, so Campa. "Die Verbriefungen sind ein Schlüsselelement für die Kapitalmarktunion", betonte der EBA-Chef.
Vereinheitlichung schwierig
Wie hoch der Anteil der Assets sein soll, den europäische Banken an Investoren innerhalb oder außerhalb der EU verkaufen können, sagte Campa nicht. Er verwies auf die Herausforderungen des fragmentierten europäischen Marktes. Man könne Europa nicht direkt mit dem System der USA vergleichen, wo bundesweit die staatlich geförderten Hypothekenagenturen Freddie Mac und Fannie Mae Hypotheken von den Kreditgebern kaufen, um so den Banken wieder Raum für neue Kreditvergaben zu verschaffen. "Es ist nicht einfach. Wir helfen der Kommission bei der Gestaltung der STS (simple, transparent and standardised (STS) securitisation products, Anm.d.Red.)", sagte Campa. Durch die Regelungen soll ein milliardenschweres Finanzierungspotenzial bei Europas Banken freigesetzt werden.
Den österreichischen Bankenmarkt beäugt die EBA rund um die Pleite des Signa-Konzerns nicht gesondert. Generell müsse sich die Bankenbranche weltweit aber noch länger auf Herausforderungen durch die Krise am Gewerbeimmobilienmarkt einstellen, da es durch Veränderungen beim Retailverhalten oder bei Logistikflächen langfristig strukturelle Herausforderungen gibt. Selbst bei sinkenden Zinsen und damit wieder leichteren Finanzierungsbedingungen werde nicht automatisch eine Verbesserung der Situation eintreten.
Profitabilität am Zenit angekommen
Auch müssten sich die Banken, die in den vergangenen zwei zinsstarken Jahren hohe Gewinne einfuhren, angesichts wieder rückläufiger Zinsen über ihre Geschäftsmodelle Gedanken machen. "Ich denke, die Profitabilität ist an der Spitze angekommen. Die Schlüsselbotschaft ist, dass die Banken mit den Profiten der vergangenen Jahre in funktionierende Businessmodelle investieren sollten", so Campa. (eml)