DWS-Chef: "Zeit lang überschwängliches Marketing bei Nachhaltigkeit"
Stefan Hoops gesteht in einem Interview zwar übertriebenes ESG-Marketing ein. Zugleich betont er mit Blick auf den Greenwashing-Vorwurf, dass die Deutsche-Bank-Fondstochter zu ihren Veröffentlichungen stehe. Zudem wehrt er Spekulationen über eine Namensänderung ab.
Der Vorsitzende der DWS-Geschäftsführung, Stefan Hoops, hat eingeräumt, dass es bei der Fondstochter der Deutschen Bank "eine Zeit lang überschwängliches Marketing bei dem Thema Nachhaltigkeit gab". Dies sagte Hoops, der im Sommer Asoka Wöhrmann an der Spitze des Asset Managers ablöste, im Interview mit der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Zugleich betonte er, dass das Haus zu seinen "Veröffentlichungen und Prospekten" stehe. Dies habe die interne Untersuchung ergeben, die den Fall aufarbeiten soll. Damit wehrt Hoops weiterhin ein Fehlverhalten der Gesellschaft im Greenwashing-Skandal ab.
Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler hatte vorgebracht, dass die DWS ihr Vorankommen bei Investments anhand ökologischer und sozialer Kriterien (ESG) übertrieben dargestellt habe. Fixler war entlassen worden und machte ihre Sichtweise öffentlich. Die DWS bestreitet die Vorwürfe. Doch Ende Mai durchsuchten Staatsanwaltschaft, Kriminalpolizei und Finanzaufsicht Bafin die Zentralen von DWS und Deutscher Bank. Der Anfangsverdacht lautete auf Kapitalanlagebetrug. In der Nacht nach der Razzia gab Wöhrmann sein Amt auf.
"Alle zurückhaltender auftreten"
In der Folge führte Hoops eine Art Öko-Revision ein, die intern die Einhaltung von nachhaltigen Aspekten kontrollieren soll. Er gehe davon aus, dass andere Vermögensverwalter künftig vergleichbare Strukturen aufbauen würden, so Hoops. "Es ist nicht ungewöhnlich für ein neues Wachstumsfeld, dass man schrittweise dazulernt", betonte der DWS-Chef in dem "Handelsblatt"-Interview. Zugleich verwies er darauf, dass es nicht nur im Asset Management, sondern über viele Branchen hinweg überschwängliches ESG-Marketing gegeben habe. "Da sollten wir alle zurückhaltender auftreten", plädierte Hoops.
Mit Blick auf die Umwidmung von DWS-Fonds nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung auf Artikel 8 verwies Hoops darauf, dass bestehende EU-Vorschriften von den Regulierern klarer gefasst worden seien. "Deshalb haben viele Vermögensverwalter die Klassifizierung ihrer Fonds anpassen müssen", erläuterte Hoops. "Solche Änderungen wird es auch in Zukunft vermutlich immer wieder geben, solange die Regeln weiter modifiziert und präzisiert werden." Die DWS hatte neben anderen Anbietern einige Fonds von "dunkelgrün" auf "hellgrün" herabgestuft.
"Mit der Zusammensetzung fühle ich mich sehr wohl"
Hoops unterstrich zudem, dass Nachhaltigkeit weiter ein wichtiges Thema sei und kritisierte den Rückzug des US-Anbieters Vanguard aus der Klimaschutzinitiative "Net Zero Asset Managers". "Wir haben nicht vor, uns aus solchen Initiativen zurückzuziehen", betonte Hoops. "Aber natürlich ist es nicht gut, wenn es große Wettbewerber tun. Wir sollten alle einmal innehalten und darüber reflektieren, wie wir gemeinsam weitermachen können, anstatt in Lager zu zerfallen."
Schließlich deutete Hoops an, dass der Umbau im Führungsgremium der DWS abgeschlossen sei. "Wir haben jetzt ein starkes Team in der Geschäftsführung, mit drei Frauen und drei Männern", sagte Hoops. "Mit der Zusammensetzung fühle ich mich sehr wohl." Im August wurde bekannt, dass Karen Kuder und Angela Maragkopoulou die Rollen von Operativchef Mark Cullen übernehmen sollen. Zudem scheidet Investmentchef Stefan Kreuzkamp aus.
"Marke DWS steht nicht zur Disposition"
Hoops wies zudem Spekulationen zurück, wonach die DWS sich erneut umbenennen könnte. "In Deutschland ist der Bekanntheitsgrad der DWS sehr hoch, in anderen Ländern wie Korea nicht", erläuterte Hoops. "Da hat zum Beispiel unser früherer Name Deutsche Asset Management gut funktioniert." Es habe jedoch nie eine Diskussion darüber gegeben, den Namen zu ändern. "Die Marke DWS steht nicht zur Disposition." (ert)