Der US-Asset-Manager Dimensional Fund Advisors forciert sein Österreich-Geschäft. "Seit Jahresbeginn sind zehn unserer Fonds auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen", sagte Dimensional-Deutschlandchef Lukas Schneider im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE.

Zuvor hatte Dimensional auf eine entsprechende Registrierung verzichtet. "Der damit verbundene Aufwand lohnt sich nur, wenn wir für das Geschäft eine ausreichende Perspektive sehen", so Schneider. "Das ist inzwischen der Fall – auch dank einiger guter Kunden, die wir schon lange aus Deutschland kennen und die unsere Fonds auch in Österreich einsetzen möchten."

Finanzadmin-Berater als Vorreiter
Als Beispiel nennt er die Wiener Wertpapierfirma Finanzadmin, eine Tochtergesellschaft des deutschen Maklerpools Fondskonzept. Weil viele deutsche Fondskonzept-Berater ihren Finanzadmin-Kollegen von Dimensional berichtet hätten, sei auch in Österreich das Interesse an diesen Anlagelösungen erwacht, so Schneider.

Der österreichische Markt soll zunächst vom Münchner Dimensional-Büro aus betreut werden, von wo aus aktuell sechs Angestellte des Fondsanbieters tätig sind. Das Team in Bayerns Landeshauptstadt wird bald auf acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anwachsen, perspektivisch sollen es zehn werden. Hinzu kommen drei Kollegen in Berlin und zwei, die den deutschen und künftig auch österreichischen Markt von der Londoner Europazentrale aus betreuen.

Doppelter Sonderweg
Dimensional folgt sowohl im Fondsmanagement als auch im Vertrieb einem Sonderweg. Der Asset Manager setzt weder auf klassisches diskretionäres Portfoliomanagement noch auf die Nachbildung von Indizes. Vielmehr möchte der Anbieter mit seinen Fonds breit gestreut ganze Anlageklassen abbilden und dabei Erkenntnisse aus der Finanzwissenschaft ausnutzen, etwa mit Blick auf Faktoren wie Value oder Size. Zudem versucht das Unternehmen, die Handelskosten zu minimieren.

Im Vertrieb verfolgt Dimensional den Ansatz, die Fonds nicht breit zu vermarkten, sondern im Wesentlichen über Finanzberater, die Schulungen durchlaufen und zu denen das Unternehmen engen Kontakt hält. Das soll dafür sorgen, dass die "Buy and Hold"-Idee des Investmenthauses auch bei den Endkunden verfängt und diese nicht nach jeder Börsenkorrektur panisch ihre Fondsanteile verkaufen. Die Dimensional-Fonds zahlen weder Ausgabeaufschläge noch Vertriebsprovisionen. In Frage kommen sie also nur für Finanzberater, die sich ihre Dienstleistung direkt vom Kunden bezahlen lassen – sei es über Honorare, Servicegebühren oder im Rahmen einer Vermögensverwaltung.

Starkes Wachstum in Deutschland
In Deutschland geht das Konzept offensichtlich auf, denn dort hat der Asset Manager sein Geschäft auf Sicht von zweieinhalb Jahren etwa verdoppelt. Bei dem für Kunden aus Deutschland betreuten Vermögen sei die "Marke von zehn Milliarden Euro in Sicht", sagte Schneider der Redaktion. Im März 2023 hatte er diese Summe im Interview mit FONDS professionell Deutschland noch auf "fast fünf Milliarden Euro" beziffert.

Im vergangenen Jahr hatte der Fondsanbieter in Deutschland Schneider zufolge netto rund 750 Millionen Euro eingeworben. "Im laufenden Jahr bewegen wir uns beim Nettomittelaufkommen auf die Milliarden-Marke zu", so Schneider. "Noch erfreulicher als die bloße Summe ist meiner Meinung nach aber, dass wir jeden einzelnen Monat unter dem Strich Zuflüsse verzeichnen – egal, wie volatil die Börsen gerade sind. Das zeigt, dass unsere Kunden unsere Anlagephilosophie, die eine 'Buy and Hold'-Strategie beinhaltet, tatsächlich verinnerlicht haben."

Aktive ETFs in Planung
Bislang bietet Dimensional seine Anlagestrategien in Europa nur im Mantel klassischer Publikumsfonds an. Jüngst kündigte der Asset Manager aber die Auflage mehrerer aktiver ETFs an. Zwei erste Produkte sollen noch in diesem Jahr unter anderem an der Börse Frankfurt gelistet werden. Vertrieben werden die ETFs zunächst in Deutschland, Großbritannien, Irland und den Niederlanden, eine Registrierung in weiteren Ländern soll folgen.

Mit den ETFs folgt Dimensional in Europa einem Weg, den das Haus mit Sitz in Austin, Texas, schon in den Vereinigten Staaten beschritten hat: Dort begann der Anbieter vor rund sechs Jahren, seine Anlagestrategien nicht mehr nur in klassischen Publikumsfonds anzubieten, sondern auch in börsengehandelten Fonds. Mittlerweile ist Dimensional eigenen Angaben zufolge der größte Anbieter von aktiven ETFs in den USA. Auch in Australien hat der Asset Manager bereits ETFs lanciert, nun folgt Europa. Per Ende Juni verwaltete Dimensional weltweit 853 Milliarden US-Dollar, gut 200 Milliarden davon entfielen auf aktive ETFs. (bm)