Deutsche-Bank-Vorstand geht: DWS sucht neuen Aufsichtsratschef
Nach einer monatelangen Hängepartie ist nun klar: Der stellvertretende Vorstandschef des größten deutschen Geldhauses, Karl von Rohr, tritt keine weitere Amtszeit an. Auch als Aufsichtsratschef der DWS kandidiert er nicht erneut. Doch dem Kontrollgremium soll er erhalten bleiben.
Der Vizechef der Deutschen Bank, Karl von Rohr, räumt seinen Posten. Er habe den Aufsichtsrat über seinen Wunsch informiert, seinen Vorstandsvertrag nicht über das vorgesehene Ende am 31. Oktober 2023 hinaus zu verlängern, teilte das größte deutsche Geldhaus am Dienstagabend (18.4.) mit. Auch sein Amt als Aufsichtsratschef der Fondstochter DWS gibt von Rohr ab. Der Mutterkonzern habe aber darum gebeten, dass von Rohr auf der Hauptversammlung der DWS im Juni noch für eine weitere Amtszeit als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat kandidiert, teilte der Asset Manager mit.
Um einen Abgang von Rohrs hatten sich bereits Spekulationen gerankt. Im Herbst vergangenen Jahres kochte die Meldung hoch, dass der neue Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts einer Vertragsverlängerung von Rohrs kritisch gegenüberstehe. Als Grund wurde in Berichten das Krisenmanagement von Rohrs bei der DWS im Greenwashing-Skandal genannt. Dem Fondsanbieter wird vorgeworfen, seine Fortschritte bei der nachhaltigen Geldanlage übertrieben dargestellt zu haben. Eine Untersuchung mehrerer Behörden dazu läuft noch.
Rechtsrisiken heruntergefahren
Vor diesem Hintergrund mag erstaunen, dass von Rohr für eine weitere Amtszeit im Aufsichtsrat der DWS antreten soll. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge könnte dies jedoch schlicht praktische Gründe haben: Deutschsprachige Manager mit Erfahrung in der Vermögensverwaltung gebe es nicht sehr viele. Das "Handelsblatt" wiederum verweist auf nicht namentlich genannte Stimmen aus der Branche, wonach ein zugkräftigerer Führungsstil in der Privatkundensparte der Deutschen Bank, die von Rohr leitet, erwartet werde. Andererseits erhielt von Rohr auch Rückendeckung, etwa von Bankvorstandschef Christian Sewing.
Demgegenüber kann von Rohr auch einige Erfolge vorweisen. So verantwortete er lange die Rechtssparte des Frankfurter Instituts. Ihm oblag damit die Aufarbeitung der zahlreichen Skandale, in die das Geldhaus verwickelt war. Als Leiter der Privatkundensparte wiederum gelang ihm ein Sparkurs sowie eine Ertragssteigerung. So sagt denn auch Aufsichtsratschef Wynaendts: "Karl von Rohr hat in den mehr als 25 Jahren seiner Tätigkeit entscheidend zur Weiterentwicklung der Bank beigetragen." Als Mitglied des Vorstands habe er eine wesentliche Rolle dabei gespielt, das Institut "wieder als vertrauenswürdige und profitable Institution zu etablieren".
"Danken von ganzem Herzen"
In den Mitteilungen des Instituts und seiner Fondstochter sind naturgemäß nur lobende Worte zu lesen. "Wir respektieren und bedauern Karls Entscheidung", sagt DWS-Chef Stefan Hoops. "Er hat unser Unternehmen auf seinem Weg zu einem führenden unabhängigen börsennotierten Asset Manager begleitet und unterstützt. Dafür danken wir ihm von ganzem Herzen." Deutsche-Bank-Chef Sewing ergänzt: "Mit Karl hatte ich in vergangenen acht Jahren einen starken und vertrauenswürdigen Partner im Vorstand, der entscheidend für den Erfolg unserer Transformation war." (ert)