Nach einer langen Wegstrecke mit geradezu idealen Bedingungen ist die Fondsbranche auf einen weitaus steinigeren Pfad eingeschwenkt. Seit dem Ende der Niedrigzinspolitik offenbaren sich die Schwachstellen der Industrie, die in der goldenen Dekade der Magerzinsen von der Marktentwicklung kaschiert wurden. Diese Trendwende zeigen mehrere Auswertungen der Finanzkennzahlen von Asset Managern. Details finden Sie in den Grafiken oben – einfach durchklicken.

So sanken 2022 und auch 2023 die Gewinne der Fondsgesellschaften. "In einem Jahr mit insgesamt durchwachsener Kapitalmarktentwicklung hat die Asset-Management-Branche zum zweiten Mal in Folge ein signifikantes Abschmelzen ihrer Gewinne erlebt – obwohl es im letzten Quartal 2023 eine Erholung an den Märkten gab", sagt Christian Zahn, Partner und Co-Leiter der Asset- und Wealth-Management-Beratung von McKinsey in Zürich.

Gewinn weggebrochen
Die Unternehmensberatungsgesellschaft untersuchte in einer Studie die Kennzahlen von 55 Asset Managern, die in Westeuropa aktiv sind. Dabei stützten sich die Berater auf veröffentlichte Kennzahlen, aber auch auf Angaben der Gesellschaften sowie Interviews, die die Consultants mit den Häusern führten. "Die Zahlen für 2023 fallen drastisch aus", ergänzt McKinsey-Experte Niklas Nolzen. "Innerhalb von zwei Jahren ist der Branche ein Drittel des Gewinns weggebrochen." Der Kerntreiber sei aber nicht die Entwicklung des verwalteten Vermögens, sondern die Einnahmen- und Kostenseite gewesen, führt Nolzen aus.

Kosten klettern
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Die Analysten betrachteten hier die Kennzahlen von Asset Managern rund um den Globus. Die Branchenkenner beobachten ebenfalls für 2023 eine leichte Erholung des verwalteten Vermögens. Die Einnahmen stagnierten gegenüber dem Vorjahr. Doch die Kosten kletterten um mehr als vier Prozent – und die Gewinne gaben um acht Prozent nach.

Die BCG-Autoren diagnostizieren, dass seit 2006 fast 90 Prozent des Wachstums der Branche der Marktentwicklung entsprungen sind. Angesichts der gestiegenen Leitzinsen, mit denen die Zentralbanken die Inflation eindämmen wollen, sei nicht mit einer raschen Rückkehr in das förderliche Umfeld der Niedrigzinsen zu rechnen. (ert)


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