"Der ETF muss deutlich günstiger sein als unsere Publikumsfonds"
Die Ökoworld kämpft mit der nachlassenden Nachfrage nach Nachhaltigkeitsfonds und hausgemachten Problemen. Im Interview mit FONDS professionell erläutert der neue Vorstandschef Oliver Pfeil, was passieren muss, um diese Durststrecke zu überwinden. Auch neue Produkte stehen auf der Agenda.
Der Asset Manager Ökoworld möchte den größten Teil seines Kapitalpuffers nutzen, um "das Unternehmen für die Zukunft aufzustellen", wie es Vorstandschef Oliver Pfeil im Interview mit FONDS professionell formuliert. Per Ende Juni summierten sich die liquiden Mittel des börsennotierten Unternehmens auf fast 140 Millionen Euro. Bankschulden hat der Konzern mit Sitz in Hilden bei Düsseldorf nicht.
130 Millionen Euro, also den größten Teil der liquiden Mittel, habe man für "drei Verwendungszwecke" vorgesehen, so Pfeil. Der erste diene der Sicherheit: "Wir werden 40 Millionen Euro als langfristige Reserve halten, um die Unabhängigkeit der Ökoworld auch in Zukunft zu bewahren", sagt der Vorstandschef. Weitere 40 Millionen Euro sollen über Dividenden und ein Aktienrückkaufprogramm den Aktionären zugutekommen.
"Der größte Teil des Kapitalpuffers, 50 Millionen Euro, ist aber für Zukunftsinvestitionen reserviert: in die Digitalisierung aller Geschäftsbereiche, in unser Produktangebot sowie in Vertrieb und Marketing", kündigt Pfeil an. Grob vorgestellt hatte der Ökoworld-Vorstand die Investitionspläne bereits auf einem Investorentag im September.
Zehn Quartale in Folge mit Mittelabflüssen
Das Unternehmen, das jüngst sein 50-jähriges Bestehen feierte, hat eine schwierige Zeit hinter sich. Im Jahr 2021 verwalteten die fünf Ökoworld-Publikumsfonds mehr als vier Milliarden Euro, per Ende Juni 2025 waren es kaum 2,5 Milliarden. Zuletzt zogen Anleger unter dem Strich zehn Quartale in Folge Geld aus den Fonds ab.
Im August 2023 trennte sich das Unternehmen zudem plötzlich von seinem Mitgründer und langjährigen Chef Alfred Platow. Es kam zu mehreren Rochaden im Vorstand, doch nun scheint Ruhe an der Firmenspitze eingekehrt: Neben Pfeil, der Anfang dieses Jahres an Bord kam, sitzt Andrea Machost, die 2022 zum Unternehmen stieß, im obersten Führungsgremium der Ökoworld.
Ökoworld stand sich "vielleicht manchmal auch selbst im Weg"
"Als ich im Januar hier angefangen habe, war ich einerseits begeistert, denn die Ökoworld steht für etwas", berichtet Pfeil im Gespräch mit der Redaktion. "Sie galt schon immer als glaubwürdiger Vorreiter der ethisch-ökologischen Geldanlage." Die Ökoworld sei gewissermaßen ein Unikum im deutschen Markt: "Sie ist klar positioniert, hat treueste Kunden, hervorragende Produkte und eine tolle Marke mit Historie. Andererseits ist aber auch klar, dass das Unternehmen vor Herausforderungen steht."
Damit spiele er gar nicht so sehr auf die Tatsache an, dass Nachhaltigkeit aktuell nicht mehr so hoch im Kurs stehe wie früher – dies sei "ein vorübergehendes Phänomen", meint Pfeil. Wichtiger seien tieferliegende Branchentrends, etwa mit Blick auf sich ändernde Kundenpräferenzen – Stichwort Neobanken: "Es wächst eine Generation heran, die mit klassischen Publikumsfonds wenig anzufangen weiß, aber gerne in ETFs investiert. Darauf müssen wir reagieren."
Hinzu komme, dass sich die Ökoworld "in der Vergangenheit vielleicht manchmal auch selbst im Weg stand und deshalb die eine oder andere nötige Neuerung ausblieb", wie es Pfeil formuliert. Er betont, dass die Ökoworld "trotz der Abflüsse immer noch ein sehr profitables Unternehmen ist. Wir haben daher sowohl die Ressourcen als auch die Zeit, die nötigen Entwicklungsschritte zu gehen."
"Jüngere Kunden und Selbstentscheider gewinnen"
Ein neues Ressort namens "KI & Innovation" wurde bereits gegründet. Diese Abteilung soll sich alle Prozesse im Unternehmen ansehen und schauen, an welchen Stellen das Team mit Technologie unterstützt werden kann. "Im Fokus stehen anfangs unsere produktnahen Bereiche, also das Portfoliomanagement und das Research", erläutert Pfeil. "KI kann unseren Analysten etwa dabei helfen, zusätzliche Quellen anzuzapfen und mehr Unternehmen unter die Lupe zu nehmen als bisher. Im Portfoliomanagement geht es darum, Tools bereitzustellen, die den Investmentprozess verbessern können."
Mit Blick auf Neuerungen im Produktangebot plant die Ökoworld für die erste Jahreshälfte 2026, einen aktiven ETF zu lancieren. "Damit wollen wir vor allem jüngere Kunden und Selbstentscheider für unser Anlagekonzept gewinnen", sagt Pfeil. Außerdem soll ein Transformationsfonds aufgelegt werden. "Er soll in Unternehmen investieren, die heute zwar noch nicht komplett nachhaltig sind, sich aber glaubhaft und nachweisbar auf dem Weg dorthin befinden."
"Überzeugung in das Produkt reinbringen"
Pfeil ist bewusst, dass bei einem ETF immer die Gefahr besteht, damit bestehende Produkte zu kannibalisieren. Die genaue Ausgestaltung des ETFs sei noch offen. "Wir werden aber sicherlich nicht eine der bestehenden Strategien in einen ETF-Wrapper packen", betont er. "Klar ist, dass die Ergebnisse unseres hauseigenen Researchs eine wesentliche Rolle spielen werden. So gelingt es auch, Überzeugung in das Produkt reinzubringen. Das geht mit einem passiven Indexfolger nicht."
Weil die bestehenden Ökoworld-Fonds vergleichsweise hohe Verwaltungskosten aufweisen, stellt sich die Frage, wie das Pricing des geplanten ETFs aussehen soll – einen guten Teil ihrer Beliebtheit verdanken diese Produkte ja gerade ihren geringen Gebühren. "Der ETF muss deutlich günstiger sein als unsere Publikumsfonds. Da dürfen uns nichts vormachen", sagt Pfeil.
"Relevanz der Marke stärken"
Der ETF werde für das Unternehmen nicht von Anfang an so profitabel sein wie die bestehenden Produkte. Dafür verschaffe er der Ökoworld eine neue Wahrnehmung und öffne die Tür zu anderen Vertriebskanälen und Zielgruppen, so der Topmanager. "Mit steigendem Vertriebserfolg wird sich auch die Profitabilität erhöhen."
Flankieren möchte Pfeil die genannten Neuerungen mit einer Stärkung des Vertriebs und modernen Formen des Marketings: "Es gilt, die Relevanz der Marke so zu stärken, dass jedem klar ist: Wenn es um die ethisch-ökologische Geldanlage geht, komme ich an Ökoworld nicht vorbei." (bm)















