Dekabank nennt Hedgefonds-Kollaps der Allianz ein Desaster
Die Dekabank hat bei der Hauptversammlung der Allianz massive Kritik wegen der hohen Verluste im Zusammenhang mit den Structured-Alpha-Hedgefonds geübt. Auch Anlegerschützer wurden deutlich.
"Ein solches Desaster wie mit Structured Alpha darf nie wieder passieren", sagte Andreas Thomae, Corporate-Governance-Experte der Deka, bei der Hauptversammlung der Allianz am Donnerstag (4.5.). "Nicht nur, weil Sie knapp sechs Milliarden Euro verloren haben. Die Vorfälle haben das Vertrauen in das Allianz-Management in den Grundfesten erschüttert." Das Fondshaus der Sparkassen vertritt nach eigenen Angaben rund 1,3 Prozent des Aktienkapitals, wie "Bloomberg" berichtet.
Von der Allianz forderte Thomae klare Überwachungsstrukturen, damit sich ein solch hausgemachter Betrugsfall nicht noch einmal wiederhole und dem Management wieder mehr Vertrauen entgegengebracht werden könne. Gleichzeitig hielt er Allianz-Chef Oliver Bäte zugute, dass er den Fall schnell abgeschlossen habe. Es sei richtig gewesen, die Kunden voll zu entschädigen. Er habe damit weiteren Schaden für den Allianz-Konzern abgewendet. Mit einer erneut höheren Dividende und milliardenhohen Aktienrückkäufen stimme der Konzern die Anteilseigner versöhnlich.
Kritik von Anlegerschützerin
Auch Daniela Bergdolt, Vize-Präsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, sprach auf der Hauptversammlung von einem "Desaster". Der bei Anlegern entstandene Vertrauensverlust durch die Schieflage bei den Structured-Alpha-Fonds habe seine Nachwirkungen.
Zur Erinnerung: Allianz Global Investors hatte sich im Zusammenhang mit dem Kollaps der Structured-Alpha-Hedgefonds in den USA des Betrugs für schuldig bekannt. Der Konzern zahlte im Rahmen einer Einigung mit US-Behörden und Anlegern eine Milliardensumme an Schadensersatz und Geldbußen.
Stimmrechtsvertreter für Entlastung
Aufgrund der hohen Strafen im Zusammenhang mit den Structured-Alpha-Fonds könnten einige Aktionäre den Entlastungsbeschluss bei der Hauptversammlung nutzen wollen, um das Management zur Rechenschaft zu ziehen, hatte der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) im Vorfeld gewarnt, sich selbst aber hinter die Gremien gestellt. "Eine vorsichtige Unterstützung wird als gerechtfertigt angesehen, da das Unternehmen schnell Abhilfemaßnahmen ergriffen und den Investoren fast fünf Milliarden Dollar zurückgezahlt hat", so ISS. Auch der Stimmrechtsberater Glass Lewis empfahl, dass Vorstand und Aufsichtsrat der Allianz entlastet werden.
Allianz-Aufsichtsratschef Michael Diekmann erklärte bei der Hauptversammlung, dass "keine Anhaltspunkte dafür gefunden wurden, dass ehemalige oder gegenwärtige Vorstandsmitglieder Hinweise auf die betrügerischen Machenschaften der Structured-Alpha-Portfoliomanager hatten". Bäte wurde schlussendlich trotz geäußerter Kritik von den Aktionären mit einer Zustimmungsquote von fast 98 Prozent mit deutlicher Mehrheit entlastet. (Bloomberg/aa)