Donald Trump versprach am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit, den USA den Panamakanal einzuverleiben. "Wir holen ihn uns zurück", erklärte der US-Präsident in seiner Antrittsrede. Wenige Wochen später hatte Blackrock-Chef Larry Fink das Weiße Haus am Telefon. Sein Vorschlag: Blackrock sei daran interessiert, die Häfen auf beiden Seiten der Wasserstraße zu kaufen und sie in amerikanische Hände zu überführen, berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" unter Berufung auf informierte Personen. Damit wäre eine gewaltsame Übernahme des gut hundert Jahre alten Kanals durch die USA nicht mehr nötig.

Es folgten tagelange turbulente Verhandlungen, die nun dazu führen sollen, dass ein Konsortium unter der Führung von Blackrock die Kontrolle über diese Häfen erhält. Fink leitet den 11,6 Billionen US-Dollar schweren Investmentriesen seit fast vier Jahrzehnten.

Das Geschäft, das dem Verkäufer 19 Milliarden Dollar einbringt, spiegelt ein außergewöhnliches Zusammentreffen von Trumps "America First"-Vision und dem globalen Profitstreben der Wall Street wider. Trump äußerte wiederholt seinen Wunsch, den Panamakanal wieder in US-Besitz zu bringen. Er behauptet, der Kanal werde von China kontrolliert, allerdings ohne Beweise.

Blackrocks Expansionspläne
Der Panamakanal-Deal unterstreicht auch die Ambitionen von Fink und Blackrock, große Geschäfte auf weit entfernten privaten Märkten abzuschließen und mit den größten alternativen Fondsmanagern zu konkurrieren. In einer Erklärung zur Ankündigung der Transaktion am Dienstag (4.3.) rühmte Fink Blackrocks Verbindungen zu Unternehmen und Regierungen weltweit: "Wir sind zunehmend die erste Adresse."

Blackrock erklärte sich bereit, die beiden Häfen in Panama sowie mehr als 40 weitere weltweit von CK Hutchison Holdings zu kaufen, einem riesigen Konglomerat, das von der Familie Li, einem der reichsten Clans Asiens, kontrolliert wird. In den letzten Monaten geriet die Familie aus Hongkong ins Zentrum eines politischen Streits darüber, wer die wichtige Wasserstraße und die bedeutendsten Häfen kontrolliert.

Trumps Wunsch und Blackrocks Chance
Für Trump würde die Übernahme der Häfen durch eine US-Investmentgesellschaft den chinesischen Einfluss in der Region verringern, sagten mit den Gesprächen vertraute Personen, die anonym bleiben wollten. Das Geschäft wäre ohne Trumps Unterstützung nicht zustande gekommen, hieß es.

Blackrock macht den Deal zusammen mit Global Infrastructure Partners, einem Infrastrukturunternehmen, das Blackrock im vergangenen Jahr kaufte und das von Adebayo Ogunlesi geleitet wird. Zu den Investoren gehört auch Terminal Investment Ltd, ein Unternehmen, das Häfen betreibt, die von der weltweit größten Reederei Mediterranean Shipping angelaufen werden.

Finks direkter Draht ins Weiße Haus
Fink bewegt sich seit Jahren in Trumps Kreisen, und Personen, die dem Geschäft nahestehen, sagten, dass seine persönliche Beteiligung entscheidend war. In den letzten Tagen unterrichtete Fink Trump über den Fortschritt der Gespräche. Finanzminister Scott Bessent und Außenminister Marco Rubio wurden ebenfalls informiert.

Frank Sixt, Co-Geschäftsführer von CK Hutchison, erklärte, das Geschäft sei das Ergebnis eines "schnellen, diskreten, aber wettbewerbsorientierten" Prozesses – und habe nichts mit Politik zu tun. Blackstone und KKR sollen ebenfalls Gebote erwogen haben, lehnten jedoch eine Stellungnahme ab. Das Weiße Haus reagierte nicht auf eine entsprechende Anfrage.

Panama werde die Transaktion überprüfen, hieß es in einer Erklärung auf dem X-Konto von Panamas Präsident José Raúl Mulino.

Gemäß den am Dienstag bekannt gegebenen Bedingungen erwerben Blackrock & Co. Einheiten, die 80 Prozent der Hutchison-Ports-Gruppe halten. Das Konsortium übernimmt zudem 90 Prozent der Panama Ports Co., die die Häfen in Balboa und Cristóbal auf beiden Seiten des Panamakanals betreibt. "Wir werden wahrscheinlich sehr bald Eigentümer" der Häfen am Panamakanal sein, sagte Fink am Dienstag auf einer Finanzkonferenz.

Obwohl CK Hutchison seinen Sitz in Hongkong hat, einem chinesischen Territorium mit eigener Grenze, Währung und eigenem Rechtssystem, geht Peking seit 2020 verstärkt gegen die ehemalige britische Kolonie vor. Ein nationales Sicherheitsgesetz ermöglichte ein hartes Durchgreifen gegen Andersdenkende.

CK Hutchison verwies in einer Stellungnahme auf die frühere Erklärung von Sixt: "Ich möchte betonen, dass die Transaktion rein kommerzieller Natur ist und in keinerlei Zusammenhang mit den jüngsten politischen Nachrichten über die Häfen von Panama steht." (mb/Bloomberg)