Das sind Europas bestbezahlte Bankchefs
Wer waren im vergangenen Jahr die bestverdienenden CEOs der größten Banken Kontinentaleuropas? Die Antwort darauf liefern aktuelle Berechnungen von "Bloomberg News".
"And the winner is… Sergio Ermotti!" Der UBS-Chef führte 2024 mit einer Gesamtvergütung von rund 15,6 Millionen Euro das Ranking der bestverdienenden CEOs bei den zehn größten Banken Kontinentaleuropas an. Knapp dahinter: Unicredit-CEO Andrea Orcel mit 13,2 Millionen Euro – ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit verzeichnete Orcel das größte Gehaltswachstum unter seinen Kollegen. Zu diesen Ergebnissen kommen aktuelle Berechnungen von "Bloomberg News".
Hintergrund der großzügigen Gehälter: Viele Banken profitierten 2024 von den gestiegenen Zinsen. Rekordgewinne erlaubten nicht nur höhere Ausschüttungen an Aktionäre, sondern auch satte Boni. Die Aktienkurse legten stark zu – eine Entwicklung, die sich auch im ersten Quartal 2025 fortsetzte.
Kritik an Gehaltssprüngen
Sowohl Ermotti als auch Orcel stehen wegen ihrer hohen Vergütungen in der Kritik. Die Institute verweisen hingegen auf Unternehmensleistung, Marktvergleiche und den Wettbewerb um Führungstalente. Die Unicredit erklärte auf ihrer Website, die Erhöhung sei nötig, "um das langfristige Engagement eines Spitzen-CEOs in einem wettbewerbsintensiven Markt zu fördern". Der Stimmrechtsberater ISS hatte zuvor die Anpassung öffentlich kritisiert.
Laut Unicredit habe das Institut unter Orcel ein "außergewöhnliches Gewinnwachstum" verzeichnet. Die Bank wolle sich künftig an den Benchmarks britischer Geldhäuser orientieren, die nach dem Brexit nicht mehr an die EU-Bonusdeckelung gebunden sind. Die Hauptversammlung hat der Vergütungspolitik bereits zugestimmt.
UBS setzt Zeichen
Die UBS hat das Gehalt von Ermotti für 2024 sogar unter dem erlaubten Maximum angesetzt – ein Zeichen angesichts der aktuellen öffentlichen Debatte über Banker-Gehälter in der Schweiz. Der CEO treibt die Integration der Credit Suisse weiter voran, während sich die Bank parallel mit der Schweizer Regierung über ihre künftige Kapitalstruktur auseinandersetzt.
Ein großer Teil der Vergütungspakete von Ermotti und Orcel ist an langfristige Erfolgsziele gekoppelt. Die Zahlungen erfolgen in Form von Aktienoptionen, deren Wert sich je nach Kursentwicklung noch verändern kann. Orcel war während Ermottis erster Amtszeit als UBS-CEO für das Investmentbanking zuständig. Ermotti kehrte 2023 an die UBS-Spitze zurück – kurz nach der angekündigten Übernahme der Credit Suisse durch UBS im Rahmen einer staatlich begleiteten Notfusion.
Mitarbeiterboni steigen mit
Die hohe Profitabilität wirkte sich nicht nur auf die Chefgehälter aus: Auch die Bonuspools für Mitarbeitende wuchsen deutlich. Die Deutsche Bank etwa verzeichnete eine Erhöhung der Bonuszahlungen um 26 Prozent – der höchste Stand seit einem Jahrzehnt. Vor allem das Investmentbanking war hier der Treiber. Es sorgte bei vielen Banken für eine steigende Zahl von Einkommensmillionären, wobei der Anteil je nach Geschäftsmodell stark variiert.
Am unteren Ende der CEO-Rangliste: Philippe Brassac von der Credit Agricole und Steven van Rijswijk von der ING. Beide Banken sind weniger stark im Investmentbanking engagiert. Zudem unterliegt die ING in den Niederlanden einer strikten Bonusdeckelung. Die Bank betont, dass sie im Wettbewerb mit Technologieunternehmen um Fachkräfte zunehmend ins Hintertreffen gerate. (mb/Bloomberg)