Damensache-Gründerin: "Wir bräuchten deutlich mehr Beraterinnen"
Nach 15 Jahren in der Strategieberatung bei Roland Berger und ihrer Tätigkeit als Dozentin an der WU Wien gründete die Ökonomin Marietta Babos 2018 eine Finanzberatung für Frauen. Welche Erfahrungen sie seit damals gemacht hat, erzählt sie im Gespräch.
Frauen in der Vermögensberatung sind immer noch eher die Ausnahme. Dabei hätte das Konzept "Frauen beraten Frauen" ein enormes Potenzial. Wie groß der Bedarf ist, davon kann Marietta Babos ein Lied singen. Die gebürtige Ungarin hat im Jahr 2018 die Plattform "Damensache" zur unabhängigen Finanzberatung von Frauen gegründet und kann mit ihrem Team mittlerweile die Vielzahl von Anfragen kaum bewältigen. Ihr Wissen hat die Ökonomin auch in einem Buch zusammengefasst; Zielgruppe sind alle Personen, die sich mit der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen beschäftigen; das Buch wurde eigens so konzipiert, dass man auch ohne Vorkenntnisse in das wichtige Thema Vorsorge für Frauen eintauchen kann. Wenn man mit der Finanzexpertin spricht, wird schnell klar, dass es für sie eher eine Mission als ein Beruf ist.
Dabei ist ihr der Einstieg in die Vermögensberatung eher zufällig passsiert, wie sie selbst sagt: "Mein beruflicher Lebensweg war zuvor ein ganz anderer. Ich war bei der Unternehmensberatung Roland Berger tätig, und anschließend war ich Dozentin an der Universität. Ich habe strategische Unternehmensführung unterrichtet und in St. Gallen promoviert, zuvor habe ich in Budapest Volkswirtschaft studiert. Dann ist leider bei uns in der Familie etwas Tragisches passiert, mein Vater ist plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben. Das war vor mittlerweile sieben Jahren. Damals habe ich rasch erkannt, dass durch den Tod meines Vaters meine Mutter plötzlich vom Thema Altersarmut betroffen wäre, wenn man ihr nicht entsprechend hilft. Dabei wurde mir klar, dass von diesem Problem auch viele andere Frauen betroffen sind. Damals dachte ich, dass es hier sicherlich spezialisierte Finanzberater und Beraterinnen gibt; allerdings hat sich rasch herausgestellt, dass das nicht so ist. Daraufhin habe ich das Gespräch mit Banken und Versicherungen gesucht: Diese haben meine Idee, für diese Zielgruppe mit eigenen Kampagnen tätig zu werden, anfangs belächelt. Die Argumentation war hierbei meistens, dass man bereits in der Vergangenheit mit eigenen Produkten für diese Zielgruppe nicht erfolgreich war. Natürlich hat es nicht funktioniert, da Frauen nicht unbedingt andere Produkte brauchen, sehr wohl aber Kenntnis und Verständnis für ihre Lebensläufe, die sich beispielsweise durch das Muttersein klar unterscheiden. Jedenfalls habe ich mich dann kurzerhand dazu entschlossen, selbst ein entsprechendes Beratungsunternehmen zu gründen. Zudem habe ich mich an der Wirtschaftsuniversität Wien dann ein Jahr lang auch wissenschaftlich mit dem Thema auseinandergesetzt."
Und damit hat Babos eine bisher wenig besetzte Nische gefunden und erfolgreich für sich genutzt. So sind etwa die Anfragen für einen Beratungstermin über die Jahre stark gestiegen. "Die Wartezeiten für ein Erstgespräch liegen aktuell bei bis zu fünf Wochen. Die Terminloyalität liegt trotzdem bei 100 Prozent, und 40 Prozent unserer Kundinnen kommen auf Empfehlung. Man sieht also, dass sich die Kundinnen bei uns gut aufgehoben fühlen", so Babos. (gp)
Das gesamte Interview mit Marietta Babos lesen Sie in der neuen Printausgabe von FONDS professionell 3/2024 ab Seite 202 oder nach Anmeldung hier im E-Magazin.