Corum mit hohem Vermittlerzuwachs und starken Investmentzuflüssen
Das Pariser Immobilieninvestmenthaus Corum hatte in Österreich gegen den Markttrend hohe Zuflüsse. Ebenfalls stark angestiegen ist die Zahl der Vermögensberater, die die SCPI-Fonds verkaufen.
Entgegen der äußerst schwachen Situation bei den Immobilienfonds verzeichnet der französische Immobilien-Asset-Manager Corum in Österreich deutliche Zuwächse. Netto investierten österreichische Anleger im Jahr 2024 über 23 Millionen Euro an neuem Kapital in die beiden Fonds. Damit sind die Nettozuflüsse zum Vorjahr um gut ein Fünftel gestiegen.
Bei der Rendite – im Fall von Corum sind damit die laufenden Ausschüttungen gemeint – vermeldet der auf europäische Immobilien fokussierte Corum Origin einen Wert von gut sechs Prozent per annum. Beim Corum XL, der weltweit investiert, waren es über 5,5 Prozent. Laut den Unternehmensangaben haben beide Produkte seit Beginn ihr jährliches Renditeziel von sechs (Origin) beziehungsweise fünf Prozent (XL) erreicht. Diese Werte liegen deutlich über den rund zwei Prozent, die Immobilienfonds in Österreich in den vergangenen Jahren erreichten.
16 neue Immobilien
Die Performance ergibt sich laut dem Unternehmen zum einen aus der Vermietungsstrategie, die auf langfristige Mieter mit hoher Bonität setzt, wie Österreich-Chef Martin Linsbichler bei der Präsentation der Jahreszahlen in Wien sagte. So sei jeder Mietvertrag mit einer Bankgarantie hinterlegt, die auch bei vorzeitiger Kündigung eine Weiterzahlung ermögliche. Bevorzugt werden Objekte, die hohe Ankaufsrenditen (2024 um die acht, neun Prozent) abwerfen.
Zum anderen setze man bei der Kaufpolitik auf Abschwungphasen. "Wir reagieren rasch und sind deshalb ein gern gesehener Gesprächspartner am europäischen Markt", so Linsbichler. 2024 nutzte das Asset Management im Origin und im XL die Preisrücksetzer am Immobiliensektor, um 16 neue Immobilien zu erwerben. Umgekehrt gab es vier Verkäufe mit einem Gesamtgewinn von rund zehn Millionen Euro, die an die Anleger ausgeschüttet wurden. In den vergangenen zehn Jahren realisierten der Origin und der XL einen Kapitalgewinn (vor Gebühren) aus den Immobilienverkäufen von rund 100 Millionen Euro. Insgesamt besitzen die zwei in Österreich verfügbaren Fonds laut den Angaben 244 Objekte. Gekauft werde (bis auf Kurzfristfinanzierungen für Großobjekte) ausschließlich ohne Fremdkapital.
Monatliche Auszahlungen
Das Reglement der Fonds sieht eine monatliche Ausschüttung der Erträge vor – 100 Prozent der Mieteinnahmen abzüglich der Kosten werden als Dividende an die Anleger ausbezahlt. Rechtlich sind die Corum-Produkte eine französische Société civile de placement immobilier (SCPI). Es handelt sich um geschlossene Immobilienfonds, die jedoch keine Zeichenfrist vorsehen und laufend neues Geld entgegennehmen und investieren können.
Der Ausstieg ist theoretisch jederzeit möglich. Allerdings braucht es auf der anderen Seite einen Käufer. In der Praxis dauert die Abwicklung aktuell fünf Tage, wie es heißt. Momentan finden aufgrund der hohen Kundennachfrage die Anteile rasch einen Abnehmer. Größere Investoren spreche das Unternehmen nicht an, um Liquiditätsprobleme zu vermeiden, die entstehen können, wenn substanzielle Anteile zurückgegeben werden.
SCPI – französische Spezialität
In Frankreich gibt es laut Corum 218 SCPI-Fonds von 48 Asset Managern. Einige dieser Fonds müssen sich im Umfeld der Immobilienkrise mit teils hohen Wertverlusten bei den Anteilspreisen auseinandersetzen, wie den französischen Medien zu entnehmen ist. Risikolos ist das Investment also nicht. Ein langer Anlagehorizont wird empfohlen. Auch verweist die französische Aufsicht darauf, dass Anleger in ihre Renditeerwartungen die im Vergleich zu anderen Produkten hohen Kosten einkalkulieren müssen, die mit SCPIs in der Regel einhergehen. Corum zählt in Frankreich nach diversen Rankings zu den stabilen Performern. Dort sind die Produkte seit einiger Zeit auch im Versicherungsmantel erwerblich.
Das 2011 gegründete Unternehmen hat in Frankreich nach eigenen Angaben über 130.000 Investoren und kommt auf eine Marktkapitalisierung von acht Milliarden Euro. In Österreich sind es 3.100 Investoren und eine Marktkapitalisierung von 80 Millionen Euro.
430 Vermögensberater in Österreich
Mit dem gewerblichen Vertrieb kann Corum in Österreich direkt – ohne Haftungsdach – zusammenarbeiten, da die Produkte als geschlossene Fonds vom Vermittlungsumfang der Vermögensberatung umfasst sind. Die Zahl der Vermögensberater-Partner ist im Vorjahr um rund 40 Prozent auf 430 gestiegen, wie Linsbichler sagte.
Was Anleger bedenken müssen, ist die steuerliche Dimension. Da die Depotbank in Frankreich liegt, müssen Österreicher die Erträge in ihre Steuererklärung aufnehmen. Corum liefere die dafür nötigen Zahlen. Was die Quellensteuerthematik betrifft, können die Corum-Produkte ihre Erträge fast in allen Ländern mit Immobilienbesitz auf Fondsebene abwickeln, wie es heißt. Erträge aus französischen Immobilien hingegen müssten vom Individuum versteuert werden. Hier können Anleger jedoch die Aufgabe per Vollmacht an das Unternehmen übertragen. In Summe könnten hiesige Anleger im SCPI mit einer deutlich günstigeren Besteuerung als in Österreich aussteigen, heißt es. (eml)
Update: Die Performance des Corum XL wurde von 5,3 auf 5,5 Prozent korrigiert.