Christoph Bruns: "Wir haben definitiv kein Nachfolgeproblem"
Bei vielen Fondsboutiquen wird das Thema Generationenübergang allmählich akut. Die führenden Köpfe haben ihre Unternehmen dafür gut aufgestellt, wie eine Umfrage von FONDS professionell zeigt. Heute berichtet Christoph Bruns, wie die Fondsboutique Loys den Wechsel vollzogen hat.
Auf so manche deutsche Fondsboutique kommt das Thema Generationenwechsel langsam zu. Immerhin ist ein großer Teil der Unternehmen vor rund 20 Jahren oder früher aus der Taufe gehoben worden. Viele Gründer stehen bis heute als geschäftsführende Gesellschafter oder Vorstandsvorsitzende an der Spitze ihrer Firmen, die meisten sind älter als 55 Jahre. FONDS professionell wollte in Erfahrung bringen, wie es in Sachen "Next Generation" in der Branche aussieht, und hat mit unabhängigen Vermögensverwaltern gesprochen, die Fonds anbieten.
Christoph Bruns, Vorstandsmitglied der Fondsboutique Loys mit Sitz im niedersächsischen Oldenburg und in Frankfurt, hat den Übergang auf die nächste Generation schon längst in Angriff genommen. Mit 54 Jahren ist er jünger als viele führende Köpfe bei deutschen Fondsboutiquen. Doch Bruns macht bereits seit 2017 das, was sich mancher Gründer erst für den späteren Ruhestand vorstellt: Er managt in erster Linie seine Fonds. Den Vorstandsvorsitz und damit das operative Tagesgeschäft hat er vor vier Jahren an Ufuk Boydak übergeben.
Managementproblem vermeiden
Boydak kam 2009 als Praktikant zu Loys und war, wie er sagt, "die rechte Hand von Bruns". 2013 wurde er Fondsmanager, 2015 Vorstandsmitglied. Doch bald zog es Boydak von Oldenburg in die Mainmetropole Frankfurt. "Loys war stark gewachsen, und ich lebte schon lange in den USA", erinnert sich Bruns. Er verstand, dass Loys sich verändern musste, wenn die Boutique nicht ein kräftiges Managementproblem bekommen sollte.
Daher verlegte die Oldenburger Fondsboutique ihren Sitz 2017 nach Frankfurt, und Bruns überließ Boydak den Vorstandsvorsitz. Der heute 35-Jährige hat den Generationenwechsel seitdem noch weiter vorangetrieben. "Auch um die Abhängigkeit von mir zu reduzieren, wollte ich eine neue, offenere Architektur", sagt Boydak. So kam 2019 der damals 33-jährige Markus Herrmann als dritter Fondsmanager dazu. "Und sobald wir weitere Ausnahmetalente wie Herrmann gewinnen können, werden wir zuschlagen", erklärt Boydak.
Nichts ist in Stein gemeißelt
"Wer eine Kombination aus Leistungsethos, unternehmerischem Denken und Aktien-Enthusiasmus mitbringt, der hat bei uns alle Möglichkeiten. Das hat mein Beispiel gezeigt, und so möchte ich es weiterleben", so Boydak. Zudem haben erfolgreiche Fondsmanager grundsätzlich die Möglichkeit, Partner zu werden. "Bei uns ist nichts in Stein gemeißelt, und mit den jungen, innovativen Fondsmanagern sowie mit unseren flachen Hierarchien sind wir als Arbeitgeber für aufstrebende Leute auch attraktiv", glaubt Boydak. Christoph Bruns sieht es genauso. "Wir haben definitiv kein Nachfolgeproblem, und wir sind für die nächsten 20 Jahre gut gerüstet", sagt er. (am)
Einen ausführlichen Bericht darüber, wie deutsche Fondsboutiquen den Generationenwechsel vorbereiten, finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2021 von FONDS professionell ab Seite 196. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.