Chef von Norwegens Staatsfonds droht KI-Verweigerern mit Karriere-Aus
KI oder Karriereknick? Nicolai Tangen, Chef des größten Staatsfonds der Welt, fordert konsequenten Einsatz der künstlichen Intelligenz. Wer sich verweigert, habe keine Zukunft, sagt er – und nennt klare Erwartungen an Effizienz, Wandel und Wettbewerbsvorsprung durch Technologie.
Nicolai Tangen, Chef des norwegischen Staatsfonds, sieht keine Zukunft für Mitarbeiter, die sich weigern, künstliche Intelligenz (KI) bei ihrer Arbeit einzusetzen. KI sei der Schlüssel, um den Personalbestand des weltweit größten Staatsfonds mit einem Volumen von 1,8 Billionen US-Dollar konstant zu halten. Seit 2022 renne er "wie ein Verrückter" herum, um seine rund 670 Mitarbeiter vom Nutzen der Technologie zu überzeugen.
"Das kann nicht freiwillig sein. Es ist nicht freiwillig, KI zu nutzen oder nicht", sagte Tangen im Interview mit "Bloomberg". "Wenn man sie nicht nutzt, wird man nie befördert. Man bekommt keinen Job." Künstliche Intelligenz sei in der Vermögensverwaltung inzwischen essenziell – für Effizienz, Kostensenkung und Entscheidungsqualität.
KI-Botschafter und Schulungen
Tangen gilt in Norwegen als leidenschaftlicher KI-Verfechter – ob auf Konferenzen, in Podcasts oder Seminaren. Bei Norges Bank Investment Management wurde die Technologie breitflächig eingeführt. Ein internes "KI-Enabler"-Team, 40 KI-Botschafter sowie Schulungen und Kurse sollen die Akzeptanz fördern.
Der Anfang sei jedoch schwierig gewesen. In der Organisation habe es viel Zurückhaltung gegeben. "Meine größte Überraschung war der Widerstand, als wir anfingen. Die Leute wollen keine Veränderungen", sagte Tangen. "Es gibt immer zehn bis 20 Prozent, die nichts tun wollen, wenn es freiwillig ist. Aber genau die sind es, die es brauchen."
Deutliche Effizienzsteigerung
Laut einer internen Umfrage stieg die Effizienz der Belegschaft im vergangenen Jahr um 15 Prozent. Tangen erwartet weitere 20 Prozent im Jahr 2025 – und nochmals 20 Prozent im nächsten Jahr. Gegenüber Unternehmen, die keine KI einsetzen, habe man damit einen deutlichen Vorsprung.
Ein Beispiel für den KI-Einsatz: Der Fonds analysiert Nachrichten über Portfoliounternehmen in 16 Sprachen – eine Aufgabe, die nun in Minuten statt Tagen erledigt wird. Auch beim Handel und der Kosteneffizienz bringe KI deutliche Einsparungen.
Im Einsatz sind Claude von Anthropic, Microsoft Copilot, Perplexity, OpenAI Deep Research, Google AI und das Programmierwerkzeug Cursor. Laut Tangen nutzen mittlerweile alle Mitarbeiter mindestens eines dieser Tools.
"Der Mensch muss einbezogen bleiben"
Trotz der Fortschritte gibt es Grenzen. Der Einsatz von KI wird durch das norwegische Finanzministerium reguliert. Persönliche oder vertrauliche Daten dürfen nicht eingespeist werden. KI wird nicht autonom für Handel oder Personalentscheidungen eingesetzt. "Der Mensch muss einbezogen bleiben", betonte Tangen. (mb/Bloomberg)