Causa Wienwert: Anklage rechtskräftig
Gut siebeneinhalb Jahre nach der Pleite steht einem Prozess nichts mehr im Weg. Elf Personen werden rund um die zusammengebrochene Immobilienfirma Wienwert angeklagt. Darunter der Ex-CEO und Politiker. Ein Einspruch wurde abgewiesen.
Anfang 2018 brach die Immobiliengruppe Wienwert zusammen. Da liefen bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bereits längst Ermittlungen im Unternehmensumfeld. Jetzt ist die Anklage gegen insgesamt elf Personen und drei Verbände rechtskräftig, wie das Oberlandesgericht Wien (OLG) mitteilt.
Fertig war die Anklageschrift der WKStA bereits im Februar 2025 (die Redaktion berichtete). Der ehemalige Wienwert-Vorstand Stefan Gruze, der die Vorwürfe damals über seinen Anwalt zurückweisen ließ, hatte dagegen Einspruch erhoben. Diesen hat das OLG per 28. August 2025 nun abgewiesen.
Schwere Vorwürfe
Die Anklageschrift enthält unter anderem die Vorwürfe gewerbsmäßiger schwerer Betrug, Untreue, betrügerische Krida, Bestechung, Verletzung des Amtsgeheimnisses und unvertretbare Darstellung wesentlicher Unternehmensinformationen. Laut OLG wird Gruze ein Geflecht aus Täuschung, Vermögensverschiebung und Vorteilsgewährung vorgeworfen. Es gilt die Unschuldsvermutung für alle Genannten.
Gruze soll die Wienwert-Gesellschaften trotz Zahlungsunfähigkeit als erfolgreich dargestellt haben. Zudem orten die Staatsanwälte eine Täuschung über die tatsächliche Verwendung der Anleihengelder. Anlegern sei dadurch ein Schaden von über 18 Millionen Euro entstanden.
Mittelabflüsse
Weiters sei – zum Nachteil von Gläubigern oder Anlegern – das Vermögen der Gesellschaften (Wienwert AG, WW Holding AG und Wienwert Getreidemarkt 10 Immobilienbesitz GmbH) "durch wissentlichen Befugnismissbrauch" geschmälert worden. Es geht um Mittel, die für private Zwecke verwendet wurden, um "eine ungerechtfertigte Bonusauszahlung an sich selbst", um Grundstücksveräußerungen unter Verkehrswert oder um ein nicht ausreichend besichertes Darlehen an die zahlungsunfähige WW Holding AG. Alles zusammen ergibt laut den Angaben einen Schaden von rund 10,9 Millionen Euro.
Gruze habe bei Wienwert AG und WW Holding AG "Vermögen beiseite geschafft" und nicht bestehende Verbindlichkeiten vorgegeben. Gläubiger wurden laut den Ermittlungen auch durch den Ankauf der "Wienwert"-Markenrechte zu überhöhten Preisen geschädigt. Entdeckt wurden im Zuge der Investigationen darüber hinaus nicht vertretbare Provisionen an Dritte und überhöhte Vorstandsgehälter.
Politiker vor Gericht
Einen dunklen Schatten wirft die Causa auf die Wiener Bezirkspolitik. Politiker quer durch die Farbpalette waren auf verschiedene Weise in Ungereimtheiten involviert. Unter anderem muss sich deshalb das Gericht mit Wienwert-Zuwendungen an SPÖ-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy befassen, der geheime Unterlagen über den dringenden Grundsicherungsbedarf der Wiener Linien weitergegeben haben soll. Abseits der nun Angeklagten ermitteln die Behörden in dem umfangreichen Verfahren gegen zahlreiche weitere Beschuldigte. (eml)















