Berlin wächst als Finanzstandort schneller als Frankfurt
Frankfurt bekommt Konkurrenz als Deutschlands Finanzstandort Nummer eins. Berlin ist gerade bei jungen Finanz-Start-ups beliebt, aber auch zunehmend bei etablierten Banken.
Der Finanzstandort Berlin wächst rasant – schneller als Frankfurt am Main. Zumindest was die Zahl der Beschäftigten angeht. So stieg deren Zahl im Banken- und Börsensektor in Frankfurt während des Zeitraums von Juni 2015 bis Juni 2022 um 6.170 auf 71.762 Mitarbeiter. In Berlin betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum 8.864 auf insgesamt 32.126 Beschäftigte. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf aktuelle Daten der Wirtschaftsförderung Frankfurt.
Damit etabliert sich Berlin laut Max Flötotto, Senior-Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey, derzeit als weiterer großer Finanzplatz in Deutschland. Allerdings liegt Frankfurt, was die absolute Beschäftigtenzahl angeht, weiterhin unangefochten vorn. Auch München lag mit 35.699 Beschäftigten im Juni 2022 vor Berlin.
Drei Gründe für Berlin-Boom
Experten führen den Aufschwung des Standorts Berlin auf drei Gründe zurück: die Fintech-Szene, das verstärkte Engagement klassischer Finanzinstitute sowie die Attraktivität des Standorts. So seien im vergangenen Jahr 501 neue Start-ups in Berlin gegründet worden. Das geht aus Daten des Start-up-Verbands hervor, so das "Handelsblatt". Auf dem zweiten Platz liegt München mit 215 Neugründungen 2022, Frankfurt zählte lediglich 77. "Berlin ist der Standort schlechthin für Start-ups allgemein, aber insbesondere auch für Fintechs", lässt sich Miriam Wohlfarth zitieren, die die Fintechs Ratepay und Banxware gegründet hatte.
Auch Banken haben das Potenzial der Hauptstadt erkannt, so die Wirtschaftszeitung. Die Deutsche Bank etwa habe im Juni des vergangenen Jahres ein neues Technologiezentrum in Berlin eröffnet. Das 2018 von der ING Deutschland übernommene Kreditportal Lendico hat seinen Sitz ebenfalls in Berlin. Und auch die US-Großbank JP Morgan sehe offenbar die Vorteile des Standorts Berlin. Berichten zufolge arbeitet das Institut an dem Start einer Online-Privatkundenbank in der Hauptstadt.
Attraktive Stadt
Diese Entwicklungen dürften vor allem auch mit der Attraktivität des Standorts für die Beschäftigten zu tun haben. "Berlin ist international und bietet viele Angebote", sagte Wohlfarth dem "Handelsblatt". Viele Mitarbeiter ziehen es vor, in der Hauptstadt zu leben. Deshalb bietet der Arbeitsmarkt dort Flötotto zufolge zahlreiche gut ausgebildete Talente. (jb)