Bericht: Unicredit rüttelt an Vertriebskooperation mit Amundi
Der französische Fondsriese Amundi pflegte seit dem Kauf der Unicredit-Tochter Pioneer eine Partnerschaft mit der italienischen Großbank. Doch diese steht offenbar auf der Kippe, meldet "Bloomberg". Eine in zwei Jahren anstehende Verlängerung erscheine ungewiss. Der Amundi-Aktienkurs knickt ein.
Die italienische Großbank Unicredit fährt angeblich die Investments von Kundengeldern über die Fondsgesellschaft Amundi zurück – und will sie innerhalb von weniger als zwei Jahren nahezu auf null senken. Dies berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg" am Dienstag (28.10.). Damit würden Zweifel an der Zukunft der Partnerschaft wachsen, deren Verlängerung für 2027 ansteht. Der Aktienkurs von Amundi gab zeitweilig um rund neun Prozent nach und fiel zum gestrigen Handelsschluss auf 62,50 Euro.
Wie "Bloomberg" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, reduziere die Unicredit die Zusammenarbeit mit Amundi, obwohl dabei Vertragsstrafen fällig werden. Das Institut nehme diese Belastung jedoch in Kauf, weil sie als geringer angesehen werde als die Gebühren, die unter der derzeitigen Vereinbarung anfallen. Die Unicredit lehnte auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE eine Stellungnahme ab. Eine Antwort von Amundi stand bislang aus.
Partnerschaft aus Pioneer-Zeit
Amundi verwaltet nach Angaben von Vorstandschefin Valerie Baudson für Unicredit in Italien derzeit rund 69 Milliarden Euro an Vermögenswerten – bei 200 Milliarden Euro, die der französische Vermögensverwalter dort insgesamt betreut. Die Partnerschaft zwischen Unicredit und Amundi besteht, seit die italienische Bank 2017 ihre Fondssparte Pioneer an den französischen Asset Manager verkauft hatte.
Die damals geschlossene Vertriebsvereinbarung gilt nicht nur für Italien, sondern auch für Deutschland, Österreich und Tschechien. Den immateriellen Vermögenswert dieser Verträge hatte Amundi im Jahr der Pioneer-Übernahme mit 546 Millionen Euro beziffert. Ob und inwieweit die Partnerschaften über Italien hinaus, etwa zwischen dem deutschen Unicredit-Ableger Hypovereinsbank oder der österreichischen Unicredit Bank Austria und Amundi, nun ebenfalls auf der Kippe stehen, blieb zunächst unklar.
Ungünstiges Szenario
Als Grund für eine mögliche Auflösung der Partnerschaft verweist "Bloomberg" auf den letztlich gescheiterten Versuch der Unicredit, den inländischen Rivalen Banco BPM zu übernehmen. Die Amundi-Mutter Crédit Agricole unterhält auch eine Vertriebskooperation mit der italienischen Banco BPM und hat ihren Anteil an dem Institut erhöht, nachdem die Unicredit Ende vergangenen Jahres das Übernahmeangebot gestartet hatte. In der Folge begann die Unicredit, Alternativen zu ihrer Vereinbarung mit Amundi zu prüfen, wie "Bloomberg" Anfang dieses Jahres berichtet hatte.
Amundi hatte zuvor am Dienstag selbst Zweifel an der Zukunft der Partnerschaft geäußert und erklärt, dass die nächste Strategie des Hauses für die kommenden Jahre, die in der nächsten Woche vorgestellt werden soll, die Möglichkeit einer Nichtverlängerung des Vertrags berücksichtigen werde. "In einem ungünstigen Szenario gehen wir davon aus, dass der größte Teil unserer Vermögenswerte aus der Vereinbarung mit Unicredit in Italien in zwei Jahren, also ab 2027, wegfallen könnte", sagte Nicolas Calcoen, stellvertretender Vorstandschef von Amundi, in einer Analystenkonferenz.
"Unsicherheit hinsichtlich des Beitrags"
Die Partnerschaft zwischen Amundi und der Unicredit könne "unter Bedingungen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt sind, verlängert werden oder auch nicht", hatte der französische Fondsriese am Dienstag in einer Mitteilung zu den Quartalszahlen geschrieben. "Wir sind fest entschlossen, den Kunden von Unicredit auch weiterhin einen Service auf höchstem Niveau zu bieten, und sind bereit, auch nach Ablauf der Vereinbarung im Jahr 2027 Partner zu bleiben und Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen", betonte die Gesellschaft.
"Unser neuer Strategieplan für 2028 wird eine Finanzprognose enthalten, die sowohl die Unsicherheit hinsichtlich des Beitrags der Unicredit ab 2027 als auch die starke Dynamik von Amundi in allen strategischen Säulen berücksichtigt", hieß es weiter in dem Schreiben. (ert/Bloomberg)















