Bedingung für Übernahme: GAM verhandelt über Selbstteilung
Das Schweizer Fondshaus verhandelt über die Abspaltung eines Firmenteils. Das Drittfondsgeschäft soll an eine irische Gesellschaft gehen. Der Deal ist eine Voraussetzung dafür, dass die geplante Übernahme durch Liontrust gelingt. Doch es regt sich Kritik.
Die strauchelnde Fondsgesellschaft GAM führt Gespräche über den Verkauf seines Bereichs Fund Management Services. Dieser umfasst das Drittfondsgeschäft in der Schweiz und Luxemburg. Das Unternehmen stehe in exklusiven Verhandlungen mit der Carne Group, teilte GAM mit. Die Carne Group wurde 2004 in Dublin von einem ehemaligen Deutsche-Bank-Mitarbeiter gegründet und betreibt Niederlassungen unter anderem in Luxemburg, den USA oder Großbritannien.
GAM steht vor dem Verkauf an die britische Investmentboutique Liontrust. Im Zuge der Offerte soll der Schweizer Asset Manager die Sparte Fonds Management Services losschlagen. Andernfalls haben sich die Briten das Recht eingeräumt, das Kaufangebot zurückzuziehen. GAM ringt nach einem Skandal um einen Fondsmanager mit erheblichen Mittelabzügen. Portfolios mit einem Milliardenvermögen mussten liquidiert werden.
Sanieren statt teilen
Das Angebot von Liontrust hat jedoch Kritik auf sich gezogen. So lehnt eine Investorengruppe um den französischen Milliardär Xavier Niel sowie den Genfer Vermögensverwalter Bruellan das Angebot ab. Die Gruppe sieht bessere Chancen bei einer Sanierung von GAM – und einer Beibehaltung des Drittfondsgeschäfts. Die Investorengruppe, die sich "NewGAMe" nennt, hat gegen eine Ausnahmegenehmigung, welche die Schweizer Übernahmekommission Liontrust bei der Offerte einräumte, Widerspruch eingelegt.
Auch der Schweizer Unternehmer Marco Garzetti hatte über die von ihm kontrollierte Gesellschaft Taure Invest eine Offerte für GAM vorgelegt. Garzetti will GAM sanieren. "Ich bin der festen Überzeugung, dass der Entscheid des GAM-Verwaltungsrats zur Veräußerung und Zerstückelung des Unternehmens zu einem schlechten Preis falsch ist", erklärte der Unternehmer einer Mitteilung zufolge. Der Verwaltungsrat des Schweizer Asset Managers hatte das Angebot von Taure aber als zu niedrig abgelehnt.
"Kulturelle Übereinstimmung"
Hochrangige Portfoliomanager hingegen begrüßen Liontrust als Käufer, behauptet GAM. "Liontrust hat eine klare Vision für die Zukunft, die sich ausschließlich auf die Anlage- und Vermögensverwaltung konzentriert, und eine beeindruckende Strategie für das Wachstum des gemeinsamen und größeren Unternehmens", loben die Portfoliomanager in einem Brief an den Verwaltungsrat. "Wir sind überzeugt, dass es eine kulturelle Übereinstimmung zwischen GAM und Liontrust gibt, die es den Anlageteams ermöglicht, sich auf die Interessen ihrer Kunden bestmöglich zu konzentrieren." (ert)