Banker verstoßen im Homeoffice seltener gegen Regeln
Die Möglichkeit, von zu Hause aus arbeiten zu können, ist vielen Beschäftigten wichtig – und damit ein Trumpf, wenn Finanzfirmen um Fachkräfte buhlen. Eine Studie aus Großbritannien enthüllt einen weiteren Vorteil für die Unternehmen: Banker verstoßen im Homeoffice weniger gegen interne Regeln.
Corona hat zu einem massiven Anstieg der Arbeit im Homeoffice geführt. Auch nach Ende der Schutzmaßnahmen bevorzugen es viele, von daheim aus ihre Aufgaben zu erledigen – zumindest an einigen Tagen der Woche. Neben der Mitarbeiterzufriedenheit gibt es aus Firmensicht aber noch einen anderen guten Grund, die Belegschaft in den heimischen vier Wänden arbeiten zu lassen: Die Beschäftigten sind ehrlicher und verstoßen nicht so oft gegen interne Regeln. Das legt zumindest eine Studie aus Großbritannien nahe, über die zuerst die Schweizer "Handelszeitung" berichtete.
Die Studie von Forschern an drei britischen und einer US-amerikanischen Universität hat das Verhalten von 162 Börsenhändlern einer der großen Investmentbanken im Vereinigten Königreich analysiert. Als Zeitraum nahmen die Forscher die 27 Monate vom 1. Januar 2019 bis Ende März 2021, wobei sie eine Vor-Lockdown-Phase von Januar 2019 bis 18. März 2020 und eine Post-Lockdown-Phase von Mitte März 2020 bis 31. März 2021 unterschieden. Im Blickpunkt standen Fehlverhalten der Börsenhändler, die die internen Systeme der Bank entdeckten – und zwar bei Börsengeschäften wie auch bei der internen Kommunikation.
Weniger Fehltritte zu Hause
Das Ergebnis der Analyse ist klar: Die Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten pro Mitarbeiter beim Trading war vor dem Lockdown im Büro drei Mal so hoch wie im Homeoffice, während des Lockdowns sogar rund fünf Mal so hoch. Auch die Fehltritte bei der Kommunikation waren im Homeoffice jeweils signifikant geringer, wenngleich sie in der Lockdown-Zeit gestiegen sind.
"Die Daten zeigen, dass die Arbeit von zu Hause aus mit weniger Verstößen verbunden ist. Die Beweise waren für Handelsverstöße stärker als für Kommunikationsverstöße. Wir erkennen aber an, dass uns derzeit nicht genügend Daten vorliegen, um die kausalen Mechanismen des Händlerverhaltens vollständig zu erklären", schreiben die Studienautoren. Weiter mahnen sie Unternehmen, dass sie sich entscheiden müssen, wie sie sich an die "schöne neue Welt einer immer größer werdenden Zahl von Heimarbeitern" anpassen. Dabei sollten sie berücksichtigen, dass sich die Wahl des Arbeitsplatzes ihrer Angestellten auf das Risikoprofil des Unternehmens auswirke. Und ein höheres Risiko könne die Bewertung eines Unternehmens senken. (jb)