Bankenverband: Teilzeittrend ist in der Branche deutlich sichtbar
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass ein Großteil Bankmitarbeiterinnen, die zugleich Mütter sind, bei den heimischen Banken Teilzeit arbeiten. Zudem steigt die Nachfrage nach einer flexiblen und umfangreichen Homeoffice-Nutzung.
"Zwei Drittel der Mütter arbeiten zwischen 16 und 30 Stunden. Teilzeit wird für viele Mütter eine Langzeitlösung. Sie bleiben auch mit älteren Kindern überwiegend in einem Teilzeitverhältnis", sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes im Rahmen der Vorstellung einer Umfrage des Bankenverband und der Bawag Group zum Teilzeittrend in der Bankenbranche.
Das Marktforschungsinstitut Marketmind hat dazu bei über 900 Müttern eine Umfrage durchgeführt, die den Fokus auf den Wiedereinstieg von Frauen nach der Karenz richtet, die Motivation für Zeitpunkt und Stundenausmaß beleuchtet und die Angebote der Arbeitgeber. "Die Zufriedenheit von Müttern mit ihrem Arbeitgeber liegt deutlich über dem Branchenschnitt. Das sieht man an vielen unterschiedlichen Kennzahlen: 93 Prozent der Mitarbeiterinnen kehren nach der Karenz zu ihrem Arbeitgeber zurück, 71 Prozent freuen sich auf ihren Wiedereinstieg", so Enver Sirucic, CFO der Bawag Group.
Späterer Wiedereinstieg
Die Bankenbranche weist im Branchenvergleich Spezifika auf. Der Wiedereinstieg der Mütter nach der Karenz erfolgt später. 77 Prozent der Frauen in Banken entscheiden sich für eine Karenzdauer von zwei Jahren und mehr. Im Gegensatz zu 58 Prozent in anderen Branchen. 27 Prozent der Rückkehrerinnen entscheiden sich für 21 bis 25 Wochenstunden. "Teilzeit wird nachgefragt, stark angenommen und ist von den Müttern klar bevorzugt", betont Resch.
Große Nachfrage nach Homeoffice
Im Branchenschnitt arbeiten 31 Prozent der Mütter 30 Stunden und mehr. Mütter zeigen sich zufrieden mit ihren Arbeitsstunden. 91 Prozent der in Banken tätigen Mütter haben nicht den Wunsch, ihre Stunden zu erhöhen. "Diese Zahlen zeigen auch ein starkes Potenzial. Wenn die Banken ihre Teilzeit-Mitarbeiterinnen zu mehr Stunden beziehungsweise Vollzeit motivieren können, haben sie ein starkes Werkzeug gegen den Fachkräftemangel", betont Resch.
"Die Nachfrage nach einer flexiblen und umfangreichen Homeoffice-Nutzung steigt", bestätigt Sirucic. Laut Umfrage ist dies mit 62 Prozent auch die Top-Antwort auf die Frage, welche Anreize der Arbeitgeber setzen kann, damit die Mitarbeiterinnen ihre Stunden erhöhen. Im Vergleich dazu ist im Branchenmix die Top-Antwort: "finanzielle Anreize". Die Bankenbranche bietet verstärkt die Flexibilität. Laut der Umfrage sagen 40 Prozent, dass ihr Arbeitgeber "flexible Arbeitszeiten" bietet, im Branchenmix sind es 28 Prozent.
Teilzeit mit Auswirkung auf Pension
"Teilzeit hat nicht nur Auswirkungen auf das aktuelle Einkommen, sondern auch das Lebenseinkommen und die Pension. Mütter müssen sich des gesamten Spektrums bewusst sein", sagt Doris Zingl, Leiterin der Rechtsabteilung im Bankenverband und Initiatorin der Studie. Knapp die Hälfte, 42 Prozent der in Teilzeit arbeitenden Mütter in Banken, sind sich der finanziellen Auswirkungen ihrer Teilzeitbeschäftigung auf ihr Einkommen bewusst. 37 Prozent wissen auch, was dies für ihre Pension bedeutet.
"Für viele Frauen sind die kurz- und langfristigen Auswirkungen noch unklar. 20 Prozent wünschen sich mehr Informationen zu diesen Themen – und zwar von ihrem Arbeitgeber", erklärt Zingl und unterstreicht: "Finanzwissen und eine nachhaltige Bewusstseinsbildung sind notwendig, damit Frauen eine informierte Entscheidung treffen können." (gp)