"Es gab keine wesentliche Weitergabe der Zinsen an die Kunden", sagte die Finanzchefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, am Donnerstag (16.02.) in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Zinsen für Sparer könnten zwar zukünftig steigen, da sich der Wettbewerb um Einlagen verschärft. Es gebe jedoch eine gute Chance, dass das sogenannte Einlagen-Beta unter der Marke von 30 Prozent bleibt, von dem die Commerzbank als Durchschnittswert für 2023 ausgeht, so Orlopp.

Ähnlich haben sich bereits Unicredit, Santander, Intesa Sanpaolo und Deutsche Bank geäußert. Sie alle gaben an, derzeit nur einen Bruchteil dessen weiterzugeben, was sie nach den rasanten Zinserhöhungen seit vorigem Jahr verdienen.

Satte Gewinne beflügeln Bankaktien
Die Zinserhöhungen waren die Hauptursache für den sprunghaften Anstieg der Nettozinserträge im vergangenen Jahr. Die Gewinne vieler Banken fielen angesichts dessen so hoch aus wie noch nie seit Beginn der Finanzkrise. Dies hat die Aktien vieler Bankaktien beflügelt: Der Bloomberg Europe 500 Banks and Financial Services Index stieg seit Jahresbeginn um mehr als 17 Prozent.

Die Commerzbank "schwebt auf Wolke sieben", hieß es am Freitag (17.02.) in einer Analyse von Berenberg mit Blick auf den Vortageskurssprung von mehr als elf Prozent, der auf einen optimistisch stimmenden Ausblick zum Einlagen-Beta folgte. Die Chance auf höhere Zinserträge aufgrund der niedrigen Weitergabequote sei "eine Hauptattraktion der Bank", schrieben die Analysten um Michael Christodoulou.

Bei den Kunden mehrerer Banken sorgte die geringe Weitergabe der Zinsanstiege bereits für Unmut. Daraufhin wurde damit begonnen, insbesondere die Sätze für Termineinlagen zu erhöhen. Die Banken verweisen jedoch darauf, dass sie jahrelang nicht in der Lage waren, die Kosten aus den verordneten Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. (mb/Bloomberg)