Im Londoner Prozess um die Auslieferung des österreichischen Bankers Peter Weinzierl ging es am Mittwoch um die Motive der Vereinigten Staaten bei ihrem Bestreben, den früheren Chef der ehemaligen (mittlerweile geschlossenen) Wiener Meinl Bank AG in Gewahrsam zu nehmen.

US-Geldwäsche-Ermittler wären vor allem an "wertvollen Informationen" interessiert gewesen, die Weinzierl ihrer Annahme nach über Personen in Russland und der Ukraine besitze. Das behauptet ein ehemaliger Kollege des Bankers im Rahmen des Verfahrens. Der Ex-Meinl-Banker Matvei Hutman hat laut Gerichtsakten erklärt, dass ein Agent Weinzierl eigentlich dazu zwingen wollte, "wertvolle Informationen über Personen von Interesse in der GUS-Region, insbesondere in der Ukraine und in Russland", preiszugeben.

Interesse an lettischen Briefkastenfirmen
Der in der Ukraine geborene Agent habe Weinzierl nach London gelockt, sagte Hutman, der selbst jahrelang Beamte des FBI und des US-Justizministeriums getroffen haben will. Die Ermittler seien besonders an Geldflüssen über lettische Briefkastenfirmen interessiert gewesen.

Rosemary Davidson, die Anwältin der US-Behörden in dem Verfahren, sieht hingegen keinerlei Beweise für Hutmans Behauptung eines versteckten Auslieferungs-Motivs. Es habe "eine angemessene Grundlage für ein Ersuchen an das Vereinigte Königreich um vorläufige Festnahme" gegeben, so Davidson.

Festnahme vergangenen Mai
Weinzierl war im Mai vergangenen Jahres auf einem Londoner Flugplatz festgenommen worden, wo er mit seinem Privatjet gelandet war. Seinen Aussagen zufolge wurde er deshalb von einem Agenten nach Großbritannien "gelockt", weil er von dort leichter an die USA ausgeliefert werden kann. In den USA ist er wegen seiner angeblichen Rolle in einem epochalen brasilianischen Korruptionsskandal angeklagt.

Weinzierl wird vorgeworfen, mit dem brasilianischen Unternehmen Odebrecht konspiriert zu haben, damit dieses Schmiergelder in ganz Südamerika zahlen konnte. Die Staatsanwaltschaft behauptet, der Banker und ein weiterer Mitarbeiter hätten geholfen, rund 170 Millionen Dollar von Konten in New York über die Bank auf Offshore-Konten zu verschieben.

Weinzierl bestreitet
Weinzierl bestreitet die Vorwürfe. Zuvor hatte es geheißen, dass die gegenläufigen Geschäfte ("Back-to-Back-Transaktionen") die Einrichtung eines Schwarzgeldfonds von Odebrecht verschleiern hätten sollen. Weinzierls Anwälte behaupten, die US-Regierung habe inzwischen eingeräumt, dass sie "als legitime Transaktionen strukturiert waren". (Bloomberg/eml)