Die britische Finanzaufsicht FCA hat dem Anbieter Henderson eine Strafe von 1,9 Millionen Pfund (rund 2,2 Millionen Euro) aufgebrummt. Die Aufseher werfen Henderson vor, bei zwei Fonds Privatanleger gegenüber professionellen Investoren fünf Jahre lang benachteiligt zu haben. Betroffen seien rund 4.500 Anteilseigner der in Großbritannien aufgelegten Fonds, teilte die Behörde mit. Henderson hatte im Jahr 2016 die Fusion mit dem US-Haus Janus Capital eingeleitet, die im Folgejahr abgeschlossen wurde.

Die FCA wirft Henderson konkret vor, im Jahr 2011 bei zwei seiner Vehikel die aktive Steuerung zurückgefahren zu haben. Stattdessen orientierten sich die Manager des Henderson Japan Enhanced Equity Fund sowie des North American Enhanced Equity Fund stärker an ihrem jeweiligen Vergleichsmaßstab. Die Fondsmanager wurden damit faktisch zu sogenannten Index-Schmusern. Die Gesellschaft informierte nahezu alle institutionellen Investoren über diesen Schritt und bot ihnen an, auf Gebühren zu verzichten, so die FCA.

Fünf Jahre zu viel kassiert
Die Retail-Anleger hingegen informierte der Anbieter überhaupt nicht über die geänderte Strategie. Weder passte das Haus den Fondsprospekt an noch gab es sonst in irgendeiner Form einen Hinweis, berichtet die Behörde. Henderson verlangte somit mehr als fünf Jahre lang von den Retail-Anlegern Gebühren für aktives Management, ohne dieses jedoch zu leisten. Insgesamt habe Henderson den Anteilseignern rund 1,8 Millionen Pfund höhere Gebühren berechnet, als wenn diese in einen entsprechenden Indexfonds investiert hätten, rechnet die Aufsicht vor.

"Die FCA verlangt, dass alle Anleger gleich behandelt werden", sagt Mark Steward, der bei der Behörde für die Marktüberwachung verantwortlich ist. "In diesem Fall bezahlten Retail-Anleger für aktives Management, das sie jedoch nicht erhielten." Für Privatanleger waren der Japan- und der Nordamerika-Fonds damit faktisch Indexfolger. Die unveränderten Gebühren seien angesichts der zurückgefahrenen, aktiven Steuerung unangemessen hoch gewesen, so Steward. "Der Fall wird noch dadurch verschärft, dass Henderson so lange brauchte, um den Schaden für Retail-Anleger zu erkennen und zu beheben."

Nachlass für Geständnis
Janus Henderson wiederum betont, dass der Fall in die Jahre 2011 bis 2016 reiche, also die Zeit vor dem Zusammenschluss von Henderson und Janus. Gleichwohl akzeptiere das Haus die Untersuchungsergebnisse und die Strafe. Die Gesellschaft habe zudem mit der Behörde in vollem Umfang kooperiert. Die betroffenen Kunden seien mittlerweile informiert und entschädigt worden. Die FCA bestätigte, angesichts der Kooperation von Henderson die Strafe um 30 Prozent vermindert zu haben.

Die Behörde diagnostizierte zudem "gravierende Schwächen" bei den Kontroll- und Überwachungssystemen von Henderson. Dies habe dazu geführt, dass der Mangel über "geraume Zeit" nicht erkannt und behoben worden war. Das Nachfolgeunternehmen Janus Henderson reklamiert für sich, die Schwachstellen mittlerweile ausgemerzt und die Kontrollmechanismen verbessert zu haben.  

Den Schmusern auf der Spur
Der Vorwurf an aktive Manager, überhöhte Gebühren zu kassieren und sich tatsächlich nur am Vergleichsindex entlang zu hangeln, kam bereits vor geraumer Zeit auf. Eine Untersuchung der Europäischen Finanzaufsicht ESMA hatte aufgezeigt, wie weit Verbreitet das auch "Closet Tracking" genannte Phänomen sein kann.

Weiterführende Untersuchungen der nationalen Aufsichten in Europa waren jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die Aufsichtsbehörden aus Großbritannien, Skandinavien oder zuletzt die Central Bank of Ireland stießen hierbei durchaus häufig auf Mängel. Die Luxemburger Aufsicht fand wiederum praktisch keine kritischen Fälle, ebenso wenig wie die deutsche Finanzaufsicht Bafin. Namen von Asset Managern, die faktisch Indexfolger bieten und dafür hohe Gebühren kassieren, waren bislang nur vereinzelt bekannt geworden. (ert)