Allianz GI hat ein Hedgefondsproblem
US-Vorsorgeeinrichtungen haben mit Anlageprodukten der Versicherertochter im Corona-Crash Milliarden an Dollar verloren. Bei ihren Klagen gegen die Investmentgesellschaft bekommen sie nun Unterstützung vom US-Justizministerium.
Der Kursrutsch war rasant: Die Aktie der Allianz gab am Montag (2. August) um sieben Prozent nach. Der Versicherungsriese verlor dadurch zwischenzeitlich rund vier Milliarden Euro an Börsenwert. Hinter dem Kursmassaker steht ein schwelender Streit zwischen Allianz Global Investors (Allianz GI) und mehreren US-Pensionsfonds, der am Sonntagabend eine neue Eskalationsstufe erreicht hat. Im Zentrum: eine Reihe von Hedgefonds, aufgelegt von der Investmenttochter des Versicherers. Die "Structured Alpha Fonds" hatten während des Corona-Crashs im Frühjahr 2020 massive Verluste erlitten. Großinvestoren hatten deshalb Allianz GI auf Schadenersatz verklagt. Im Raum steht eine Summe von fast sechs Milliarden US-Dollar.
Nun hat sich das US-Justizministerium in den Streit eingeschaltet, eine Untersuchung in Gang gesetzt und Informationen angefordert. Das berichtet unter anderem das "Manager Magazin". Die Kläger, darunter der Pensionsfonds für Lehrer im Bundesstaat Arkansas (ATRS) und der Pensionsfonds für die Mitarbeiter der New Yorker Verkehrsbetriebe, werfen Allianz GI vor, das Risikomanagement in den Sand gesetzt zu haben. Die Fondsgesellschaft sei bewusst davon abgewichen, die Hedgefonds mit Optionen gegen einen plötzlichen Kursrutsch abzusichern. Als sie versucht habe, aufgelaufene Verluste auszugleichen, habe sie unprofitable Deals abgeschlossen. Allein bei ATRS sei dadurch ein Verlust von 774 Millionen Dollar entstanden.
Relevantes Risiko
Der Assekuranz-Platzhirsch gibt an, vollumfänglich mit den Behörden zu kooperieren, weist aber die Vorwürfe der Pensionsfonds zurück. Sie seien "rechtlich und faktisch unzutreffend", die Verluste von bis zu 97 Prozent (!) "nicht das Ergebnis einer fehlerhaften Portfolio-Investmentstrategie oder Fehlern im Risikomanagement". Dennoch sah sich der Allianz-Vorstand am Sonntagabend dazu verpflichtet, die Aktionäre und die Öffentlichkeit über den Fortgang des Streits zu unterrichten, schreibt der "Tagesspiegel". Durch die Beteiligung des Justizministeriums berge der Hedgefonds-Eklat ein relevantes Risiko für künftige Finanzergebnisse der Allianz-Gruppe. Außerdem könnten weitere Klagen folgen. (fp)