Allianz-GI-Chef Pross offen für Deals bei Private Markets
Um das Wachstum im Bereich der Privatmärkte voranzutreiben, ist der Asset Manager Allianz Global Investors offen für Transaktionen. Dies sagte Vorstandschef Tobias Pross in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg".
Die Tochter des Versicherungsriesen Allianz rechnet damit, in diesem Jahr ein Vermögen von über 100 Milliarden Euro in Privatmärkten zu verwalten, sagte Tobias Pross, Chef von Allianz Global Investors, im Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg". Schub gebe die Expansion in Bereichen wie Private Equity, Private Credit und Infrastruktur. Das Unternehmen werde zwar auf organisches Wachstum setzen, sei aber auch offen für Deals, so Pross.
"Wenn sich eine Gelegenheit bietet, warum sollten wir sie uns nicht ansehen?", sagte der Lenker der Fondsgesellschaft. Wie andere Investmentfirmen hofft auch Allianz GI, sich im Bereich der privaten Vermögenswerte einen Vorteil verschaffen zu können, da die liquiden Kapitalmärkte zunehmend von kostengünstigen passiven Produkten wie börsengehandelten Fonds dominiert werden.
Europa mit bestem Wachstumspotenzial
Der kleinere der beiden Allianz-Fondsmanager hat lange Zeit darum gekämpft, an Größe zu gewinnen – was die Muttergesellschaft im vergangenen Jahr dazu veranlasste, eine mögliche Fusion mit dem französischen Fondsriesen Amundi zu prüfen. Ende letzten Jahres verwaltete Allianz GI rund 98 Milliarden Euro an Privatmarktstrategien für seine Muttergesellschaft und externe Kunden, was einem Anstieg von rund 50 Prozent gegenüber Ende 2019 entspricht. Private Kredite und Beteiligungen machten fast die Hälfte des Gesamtvolumens aus, der Rest wurde in Infrastruktur investiert.
Allianz GI wird sich auch auf diese Bereiche konzentrieren, um das Wachstum bei Privatmärkten voranzutreiben. Das Unternehmen ist jedoch nicht im Immobilienbereich tätig, da Allianz GI laut Pross "zu spät ins Rennen" einsteigen würde. Der Allianz-Konzern hatte 2020 sein Immobiliengeschäft bei Pimco gebündelt. Europa biete aufgrund der Staatsdefizite – die die öffentlichen Ausgaben für Infrastruktur begrenzen – eines der besten Wachstumspotenziale für Privatmärkte, so Pross, der vor rund fünf Jahren die Leitung des Unternehmens übernahm.
Gespräche mit Amundi
Allianz GI – auch Anbieter von Aktien- und Rentenstrategien – verwaltete Ende 2024 rund 571 Milliarden Euro, davon 399 Milliarden Euro für Drittkunden außerhalb des Allianz-Konzerns. Der Asset Manager steht im Schatten der anderen Allianz-Tochter Pimco. Im gesamten letzten Jahr zog Allianz GI 0,4 Milliarden Euro von externen Kunden an, während Pimco 84,5 Milliarden Euro an Zuflüssen von Drittkunden verzeichnete.
Wie im Dezember bekannt wurde, führte die Allianz immer wieder Gespräche mit Amundi über einen möglichen Zusammenschluss mit Allianz GI. Doch laut informierten Kreisen konnten sich die beiden Seiten nicht auf eine Deal-Struktur einigen, auch nicht hinsichtlich der Kontrolle über das fusionierte Unternehmen. Amundi ist Europas größter Asset Manager und auch im ETF-Geschäft eine dominierende Kraft.
Automatisierung und KI
Mit dem Volumen der von Allianz GI verwalteten Vermögenswerte sei er zufrieden und sehe keinen Konsolidierungsbedarf, so Pross. "Die Kultur zwischen den Parteien muss zusammenpassen", sagte er über Konsolidierungen im Allgemeinen. Zu Amundi wollte er sich nicht äußern. "Es muss auch für die Kunden Sinn ergeben."
Allianz GI nimmt jedoch einige Änderungen an seiner internen Struktur vor. Im März gab das Unternehmen bekannt, dass einige bestehende Stellen überflüssig werden oder dass einige ausscheidende Mitarbeiter möglicherweise nicht ersetzt werden. Pross verwies auf die Automatisierung einiger Prozesse und den Einsatz künstlicher Intelligenz, die mittlerweile zur Unterstützung von Portfoliomanagern eingesetzt werde.
Datenwissenschaftler statt Programmierer
"Die Rollen verändern sich", sagte Pross. "Im Technologiebereich brauchte man früher viele Programmierer. Jetzt braucht man eher Datenwissenschaftler." Das Unternehmen passt auch die Anlagerichtlinien einiger seiner nachhaltigen Fonds an. So werden bestehende Beschränkungen für militärische Ausrüstung und Dienstleistungen sowie das Verbot von Investitionen in Aktivitäten im Zusammenhang mit Atomwaffen gemäß dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) aufgehoben. (Bloomberg/ert)