Aktiver amerikanischer Fondsanbieter plant Auflage von ETFs
Der US-Asset-Manager Allspring will in das Geschäft mit börsengehandelten Fonds einsteigen, verrät Vorstandschef Joe Sullivan exklusiv im Interview mit FONDS professionell. Die frühere Investmentsparte der Großbank Wells Fargo zielt dabei auf ein stark wachsendes Segment des ETF-Marktes.
Die US-Fondsgesellschaft Allspring Investments arbeitet an der Auflage von börsengehandelten Fonds (ETFs). Dies sagte Vorstandschef Joe Sullivan exklusiv im Interview mit FONDS professionell. "Wir überlegen, wie wir das Feld am besten betreten", erläutert Sullivan. "Es geht dabei nicht um das Ob, sondern nur noch um das Wie und Wann." Allspring war früher die Fondstochter der US-Großbank Wells Fargo. Das Institut spaltete die Einheit ab und verkaufte sie an zwei Private-Equity-Gesellschaften.
Das Investmenthaus will allerdings nur in einen bestimmten Bereich des ETF-Markts vorstoßen. "Es geht uns nur um aktive Strategien. Wir überlassen die passiven Produkte dem Oligopol", sagt Sullivan in dem Interview, das in Ausgabe 1/2024 von FONDS professionell erscheint. Der frühere Chef des Hauses Legg Mason, das von Franklin Templeton übernommen wurde, spielt dabei auf die ETFs der Branchenriesen Blackrock mit der Marke iShares oder Vanguard an, die stur die Entwicklung von Börsenbarometern abbilden.
"Völlig agnostisch"
"Bei der einfachen Indexabbildung können wir keinen Mehrwert bieten", betont Sullivan. Er beobachte eine wachsende Nachfrage nach aktiven ETFs. "Viele Berater in den USA greifen dieses Vehikel auf – und zunehmend gewinnt es auch international an Interesse." Sein Haus wolle von keinem Geschäft ausgeschlossen werden, "bloß weil wir nicht das gewünschte Vehikel bieten, in das wir unsere Strategien gießen", so Sullivan. In einem früheren Interview mit dieser Redaktion hatte sich Sullivan noch verhaltener über die Aussichten für ein ETF-Geschäft geäußert.
Warum Joe Sullivan sein Haus nicht zu den Fondsanbietern zählt, die sich durch das schwierige Umfeld einfach nur durchwursteln, warum er nur wenige neue Mitarbeiter einstellen will, und wenn, dann nur im Vertrieb, lesen Sie im vollständigen Interview mit dem Allspring-Vorstandschef und dem internationalen Vertriebsleiter Andrew Sowerby. Den Artikel finden Sie in der Ausgabe 1/2024 von FONDS professionell, die in den nächsten Tagen ausgeliefert wird.
"Bei der Umsetzung unserer Investmentstrategien sind wir völlig agnostisch, in welches Vehikel wir sie packen", ergänzt der Ex-Legg-Mason-Mann. "Das kann ein Mandat, ein Publikumsfonds oder eben ein börsengehandelter Fonds sein." In den USA verzeichnen aktive ETFs hohe Mittelzuflüsse. Die Produktanbieter reagieren mit vielen Neuauflagen. Im US-Markt waren im vergangenen Jahr deutlich mehr aktive als passive ETFs aufgelegt worden. In Europa gilt das Feld dagegen noch als Nische.
Zukauf als Option
Einen konkreten Plan für die Umsetzung des Vorstoßes in die ETF-Welt hat Allspring aber noch nicht gefasst. "Das Tolle ist, dass uns mehrere Wege offen stehen", sagt Sullivan. "Wir können selbst ein ETF-Sortiment aufbauen." Einige Führungskräfte des Hauses brächten Erfahrung aus dem ETF-Geschäft mit. "Wir können aber auch auf externe Dienstleister zurückgreifen." In Europa bietet etwa die White-Label-Gesellschaft Han-ETF die Auflage sowohl einzelner Vehikel als auch einer ganzen Produktpalette an. Han-ETF knüpfte im November 2023 eine Kooperation mit dem amerikanischen White-Label-ETF-Anbieter Tidal.
Auch die Übernahme eines ETF-Hauses schließt Sullivan explizit nicht aus. "Wir könnten uns das Feld über einen Zukauf erschließen und etwa einen kleineren ETF-Anbieter übernehmen", betont Sullivan. "All diese Möglichkeiten überprüfen wir." Einen bestimmten Bereich will er aber nicht betreten: "Das der thematischen ETFs", hält Sullivan fest. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Anbieter Themen-ETFs auflegen – und diese kurz darauf wieder schließen."
Neue Geschmacksrichtung
Wenn man sich genauer anschaue, wie manche dieser ETFs investieren, "ist es auch kein Wunder, dass sie nach sechs oder neun Monaten wieder aufgelöst werden", so der Firmenchef. "Grundsätzlich sind Themeninvestments und Innovationen ja in Ordnung", räumt Sullivan ein. Er würde auch nicht gänzlich ausschließen, dass sein Haus einen an validen Investmentthemen ausgerichteten Fonds auflege. "Aber ich sehe uns nicht als Anbieter, der jede Woche eine neue Geschmacksrichtung auf den Markt wirft." (ert)