Wer einen Blick auf die deutschen Fondsboutiquen wirft, stellt schnell fest, dass ein Thema immer näher rückt:  Der Generationenwechsel wird so langsam virulent, immerhin ist ein Großteil der Unternehmen vor rund 20 Jahren oder früher aus der Taufe gehoben worden. Viele Gründer stehen bis heute als geschäftsführende Gesellschafter oder Vorstandsvorsitzende an der Spitze ihrer Firmen, die meisten sind älter als 55 Jahre. FONDS professionell wollte in Erfahrung bringen, wie es in Sachen "Next Generation" in der Branche aussieht, und hat mit unabhängigen Vermögensverwaltern gesprochen, die Fonds anbieten.

Hendrik Leber, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Frankfurter Investmentboutique Acatis, hat jedenfalls nicht vor, sein Unternehmen zu leiten, bis er 90 ist. "Ich habe mich verpflichtet, bis zum Alter von 70 Jahren in der Firma zu bleiben", sagt der heute 64-Jährige. Bis dahin laufen auch noch andere Verpflichtungen, die er in Gremien außerhalb von Acatis eingegangen ist, daher passe dieser Zeitraum recht gut. Wichtig war es ihm aber, den Generationenwechsel in der Fondsboutique früh vorzubereiten. "Das ist ein Thema, das auch der Aufsichtsrat immer wieder adressiert", berichtet Leber.

"Halber Generationssprung"
Daher wurden bei Acatis für die Zukunft bereits zwei Geschäftsführer bestimmt, die deutlich jünger sind als Leber selbst. Von einem "halben Generationssprung" spricht er. "Auch auf der Ebene unter der Geschäftsführung haben wir Schlüsselpersonen definiert, die die Firma tragen könnten, wenn es plötzlich nötig würde", berichtet der Unternehmensgründer. Diese Mitarbeiter sind zwischen 35 und 40 Jahre alt, hier kommt tatsächlich die nächste Generation ans Ruder. Namen möchte Leber aber noch nicht nennen.

"Gemeinsam mit den Geschäftsführern in spe und den Schlüsselführungskräften haben wir bestimmte Überlegungen angestellt, etwa wie die Firma im Jahr 2030 aussehen soll, wer die Wettbewerber oder die zentralen Produkte sein werden, an welchen Standorten wir vertreten sein wollen", sagt Leber. Mit den entsprechenden Antworten sei die Strategie von Acatis für die nächsten Jahre zwar noch nicht ausformuliert, aber im Großen und Ganzen umrissen. "Wir arbeiten natürlich weiter daran, aber der Kurs ist auf jeden Fall schon einmal klar", sagt Leber.

Geschäftsführung in andere Hände geben
Wird er sich wirklich ganz von seinem Unternehmen verabschieden, wenn er 70 Jahre alt ist? "Ich hätte große Lust, danach mit meinen Lieblingsfonds weiterzumachen, aber die Geschäftsführung will ich in andere Hände geben", erklärt er. "Ich würde dann auch gern öfter mal spontan ein paar Tage Urlaub machen, im Moment geht das nicht, dafür ist der Kalender zu voll", sagt Hendrik Leber. (am)


Einen ausführlichen Bericht darüber, wie deutsche Fondsboutiquen den Generationenwechsel vorbereiten, finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2021 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.