Abrdn ringt mit herben Abflüssen und steigt ins ETF-Geschäft ein
Immer mehr eingefleischte aktive Manager dringen in das Feld der börsengehandelten Fonds vor. Mit Abrdn folgt nun ein weiterer Anbieter. Die Schotten setzen dabei auf eine bestimmte Nische – und hoffen auf eine Trendwende im schwachen Absatz.
Mit der Fondsgesellschaft Abrdn hat ein weiterer aktiver Asset Manager ein Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) in Europa eröffnet. Das Haus mit schottischen Wurzeln startet einen aktiven ETF auf börsennotierte Immobilienwerte. Der Global Real Estate Active Thematics (GREAT) ETF soll weltweit in REITs und Immobilien-Aktien investieren, teilte das Haus mit. Abrdn folgt damit anderen aktiven Asset Managern wie Fidelity, Franklin Templeton oder zuletzt Axa IM, die ebenfalls in das Passiv-Feld vorgedrungen waren. Abrdn verfügte bislang nur in den USA sowie in Australien über einen ETF-Bereich.
Der Schritt der Schotten erfolgt inmitten empfindlicher Mittelabzüge. Für das Jahr 2022 flossen der Gesellschaft, die aus dem Zusammenschluss von Aberdeen und Standard Life entstanden war, unter dem Strich 37,9 Milliarden britische Pfund ab (rund 43 Mrd. Euro). Im Vorjahr hatten sich die Nettomittelabzüge auf 6,2 Milliarden Pfund beziffert. 2022 sei eines der "schwierigsten Investitionsjahre seit Menschengedenken" gewesen, heißt es von Abrdn. Rechnet man Geldmarktfonds sowie den vor einigen Jahren eingeleiteten Abzug von Mitteln durch die britische Bank Lloyds heraus, steht 2022 immer noch ein Abfluss von 10,3 Milliarden Pfund nach 3,2 Milliarden Pfund 2021.
Ins Minus gerutscht
Seit der Fusion ziehen Anleger Geld von Abrdn ab. Das verwaltete Vermögen sank gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent auf 500 Milliarden Pfund. Das macht sich auch auf der Ertragsseite bemerkbar, wenngleich nicht so stark wie Analysten erwartet hatten. Der Umsatz gab um vier Prozent auf 1,5 Milliarden Pfund nach. Der operative Gewinn brach um 19 Prozent auf 263 Millionen Pfund ein. Für 2022 weist das Unternehmen einen Verlust vor Steuern in Höhe von 615 Millionen Pfund aus. Gleichwohl kündigten die Schotten einen Aktienrückkauf in Höhe von 300 Millionen Pfund an. Wenige Tage vor Bekanntgabe der Jahreszahlen hatte Abrdn mitgeteilt, dass es sein Wealth Management in Großbritannien an die Schweizer LGT verkauft.
Mit dem Einstieg in das ETF-Geschäft hoffen die Schotten offenbar, zu einer Kehrtwende raus aus der Abwärtsspirale beitragen zu können. Der aktive Immobilien-ETF soll nur der Anfang sein. "Dies ist definitiv kein einmaliger Schritt. Es wird einer von mehreren ETFs sein, die wir auf den Markt bringen werden", sagte Neil Slater, globaler Leiter Real Assets bei Abrdn, der "Financial Times" zufolge. "Wir befinden uns in einem Vermögensverwaltungsbereich, der sich weiterentwickelt und in dem ETFs ein sehr gutes Instrument sind, das man im Werkzeugkoffer haben kann."
Starkes Wachstum
In den USA kristallisieren sich aktive ETFs immer mehr als das große Wachstumsfeld heraus. Im vergangenen Jahr entfielen dort zwei Drittel der neu aufgelegten ETFs auf aktive Strategien. Eine Änderung der Regulierung in den USA hatte die Auflage aktiver Ansätze im Mantel eines ETF erleichtert. In den wichtigen Domizilen in Europa fordern die Aufseher bislang nach wie vor eine hohe Transparenz über die Portfolios. Dies schreckt aktive Manager ab. Gleichwohl legen auch hier Anbieter zunehmend aktive ETFs auf. (ert)