Douglas Scott liebt Unternehmen mit einer soliden Bilanz, die ihre Dividenden über Jahre hinweg steigern können: "Der aufzinsende Effekt bei einem Investment, das auf Dividendensteigerer setzt, ist über die Zeit überwältigend", so Scott. Ihn würden nicht vorrangig Aktien mit hoher Dividende interessieren, sondern solche mit Potenzial, sagte er bei einer Präsentation in Edinburgh: "Vielleicht sehen Sie ein Unternehmen, das sieben Prozent bietet, aber wenn es die Dividenden nicht steigert, bringt das nichts. Ich nehme lieber eines, das drei Prozent bietet und die Erträge über eine langen Zeitraum konsequent anhebt".

Folgende Grafik verdeutlicht warum: Der Wert des investierten Geldes entwickelt sich höchst unterschiedlich, wenn man die Dividenden herausnimmt (blaue Linie), eine gleichbleibende Dividende reinvestiert (schwarz) oder Wachstumsdividenden reinvestiert (orange Linie).

Auf Income zu gehen und die Erträge zu reinvestieren sei historisch betrachtet die ertragreichste Strategie am Aktienmarkt, so Scott. "Auf lange Sicht dominieren die Dividendenerträge und die aufzinsende Wirkung den Gesamtertrag. Egal in welchem Markt Sie investiert waren. Das ist die wirklich entscheidende Botschaft". Die Grafik zeigt den vorherrschenden Einfluss der Dividenden über die Jahre.

Langeweile programmiert
"Wenn man sein Geld in ein vernünftig geführtes Geschäft investiert, das sich darauf konzentriert, selbst zu wachsen, seine Cashflows zu vergrößern und eine Cashflow-Disziplin hat, dank derer das Geld an Sie zurückfließt, dann können Sie es über den Aktienmarkt wieder in das Unternehmen investieren. Das führt zu den besten Ergebnissen. Aber natürlich ist es ein sehr langweiliger Investmentstil, weil es um langfristige Geldanlage geht", sagt Scott.

Diese effektive Reinvestitionsmöglichkeit in das konkrete Unternehmen unterscheide Aktien auch von anderen Assetklassen: Man könne sein Geld anderswo kaum so effizient in ein gutes Unternehmen reinvestieren und vom kumulativen Effekt profitieren. Und anders als bei Bonds werde der Investor nicht aus dem gewinnbringenden Zyklus geworfen, weil das Investment nach dem Abreifen der Anleihe geschlossen wird. "Hier geht es um langfristigen Vermögensaufbau", so Scott.

Komponenten wie Einstiegszeitpunkt oder Korrelation seien bei solchen Strategien nebensächlich. "Der Punkt ist, wenn der Aktienmarkt runter geht, geht auch mein Fonds runter. Berater suchen immer zwanghaft nach nicht-korrelierten Investitionsmöglichkeiten. Das ist sinnlos. Eine Korrelation ändert nicht meinen Prozess, wo ich Unternehmen auswähle, die die Dividenden über eine lange Zeit anheben", sagt Scott.

Er halte es außerdem für fatal, dass gerade Anleger, die in ein langfristiges Investment gehen, zu selten darauf schauen, mit welchem Risiko ein Fonds die Renditen wirtschaftet, wie er am Rande einer Veranstaltung gegenüber FONDS professionell ONLINE sagte. Die Branche sei schnellebig, und was da verglichen werde, nicht immer gerechtfertigt. 

Scott managt mehrere Fonds, darunter den Kames Global Equity Income und den kleineren (nicht in Österreich oder Deutschland zugelassenen) UK Equity Fund. "Lassen Sie sich nicht täuschen, nur weil UK oben steht. 70 Prozent der Einnahmen im UK-Aktienmarkt stammen aus dem Ausland. Wir haben es damit im Vorjahr unter die Top-Ten beim Citywire Selector geschafft, der unter Vierhundert Fonds die besten auf risiko-gewichteter Basis auswählt", so Scott. (eml)