Warum es in Österreich so wenige gemeinnützige Stiftungen gibt
Um eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, dauert es mehrere Monate. Mehrere Behörden müssen das Vorhaben prüfen. Der Stiftungsverband fordert, das Geflecht zu entwirren.
In der Schweiz gibt es annähernd 20-mal so viele Stiftungen, die dem Gemeinwohl dienen, wie in Österreich. Das geht aus Zahlen des österreichischen Verbands für gemeinnütziges Stiften hervor. Der Hauptgrund dafür liegt in den komplexen Zuständigkeiten und langen Gründungsdauern, heißt es beim Verband. Dieser fordert einen "One-Stop-Shop" für die Gründung.
Will jemand durch die Errichtung einer gemeinnützigen Stiftung sein Vermögen der Allgemeinheit schenken, muss er sich auf einen mehrmonatigen Aufwand einstellen. Wenn es um eine Bundesstiftung geht, sind die jeweiligen neun Landesstiftungsbehörden, das Finanzamt für Großbetriebe und die Finanzprokuratur zuständig, wie Günther Lutschinger, Geschäftsführender Vorstand des Verbandes für gemeinnütziges Stiften in einer Aussendung erklärt. Strebt die Stiftung außerdem einen Bescheid auf Spendenbegünstigung an, komme mit dem Finanzamt Österreich noch eine weitere Behörde ins Spiel.
Mehrfache Prüfung
"Sämtliche Instanzen prüfen dabei in verschiedenen Verfahren mit oft unterschiedlichen Rechtsauslegungen die jeweilige Stiftungsurkunde mehrfach auf Gemeinnützigkeit", heißt es beim Verband. Etliche Stiftungsgründer hätten deshalb ihre Idee, das Gemeinwohl zu unterstützen, wieder verworfen, so Lutschinger. Keine Rechtsform brauche länger für eine Gründung.
Lutschinger fordert gesetzliche Vereinfachungen. Mit der Gemeinnützigkeitsreform 2023 seien die steuerlichen Bedingungen für gemeinnütziges Stiften bereits verbessert worden. Jedoch müssen nun sämtliche Stiftungsurkunden angepasst werden. "Wird dieses Geflecht mit drei verschiedenen Behörden, die für jede kleine Änderung in einer Stiftungsurkunde zuständig sind, nicht bald entwirrt, so kommt es nicht nur bei Neugründungen, sondern auch bei der Modernisierung der Satzungen in absehbarer Zeit zu einem Stillstand", warnt Lutschinger.
Laut den Angaben gibt es rund 770 gemeinnützige Stiftungen mit einem Vermögen von rund sieben Milliarden Euro in Österreich. Sie investieren demnach 115 Millionen Euro pro Jahr in gemeinnützige Bildungs-, Forschung-, Umwelt- und Sozialprojekte. (eml)