Vækstfonden – was Österreich vom dänischen Fondsmodell lernen kann
Junge Wirtschaftstreibende fordern einen Dachfonds für Österreich, über den andere Fonds in heimische Unternehmen, insbesondere in Innovationen, investieren sollen. Vorbild ist ein Modell aus Dänemark.
Start-ups sowie Klein- und Mittelunternehmen (KMU) bekommen in Österreich vom Markt im europäischen Vergleich wenig privates Risikokapital für ihr Wachstum. Im Jahr 2023 machten Private-Equity- und Venture-Capital-Investitionen in Österreich nur 0,34 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, während der Durchschnittswert in der EU bei 0,46 Prozent lag. Bei Innovationsführern wie Frankreich und Schweden erreichen Risikokapital-Investitionen sogar bis zu 0,83 Prozent des BIP. Mit diesen Zahlen gingen unlängst die Netzwerke Invest Austria, Austrian Start-ups, Junge Wirtschaft sowie WKO Start-up Now an die Öffentlichkeit.
Um den Mangel zu beheben, schlagen sie einen vom Bund initiierten Dachfonds vor, der privates Kapital bündelt und es in innovative lokale Unternehmen investiert. Als Vorbild soll der dänische Wachstumsfonds Vækstfonden dienen. Dieser hat seit seiner Gründung 1992 rund 4,2 Milliarden Euro in über 9.200 Gesellschaften investiert und dadurch erheblich zum Wachstum des Risikokapitals im Staat beigetragen, wie die Wirtschaftskammer (WKO) in einer Analyse schreibt. Der Fonds wurde gezielt mit dem Gedanken aufgelegt, "Unternehmen zu entdecken und zu entwickeln, die sich Dänemark nicht entgehen lassen darf".
Gezielte Förderung strategisch wichtiger Bereiche
Laut WKO-Angaben waren 2021 über 60 Prozent der Unternehmen, in die in der Fondsgeschichte investiert wurde, immer noch aktiv. Der Vækstfonden kauft zum einen direkt Unternehmensanteile, zum anderen aber auch über Beteiligungsgesellschaften, die wiederum breiter gestreute Portfolios betreuen. Darüber hinaus hilft der Vækstfonden bei Konsortialkrediten (Kredite mehrerer Banken) oder liefert Unterstützung durch ein Netzwerk an Business Angels. Zusätzliches Kapital erhält der Fonds über ein Joint Venture mit dänischen Pensionsfonds, die dem Vækstfonden Darlehen gewähren und dafür attraktive Zinsen erhalten. Im Vordergrund stehen jeweils Unternehmen, die hohes Wachstum versprechen.
Vor Kurzem hat Dänemark das Vehikel in eine neue, größere Struktur gehoben. Der Vækstfonden wurde 2023 gemeinsam mit der Exportfinanzierungsagentur und dem grünen Investmentfonds (Grønne Investeringsfond) zum Export and Investment Fund of Denmark (EIFO) fusioniert. Es gibt klar definierte Finanzierungsziele: die grüne Wende, weltweites Wachstum und Internationalisierung der Unternehmen, transformative Technologien sowie Verteidigung und Sicherheit. Der EIFO sei "Dänemarks Brücke zu einer sich verändernden Welt", heißt es im Jahresbericht. "Mit der Risikofinanzierung ebnen wir den Weg für dänische Unternehmer und Unternehmen, die es wagen, größer zu denken."
Weitere Forderungen
Ähnliches fordern die Lobbyingverbände auch für Österreich. Es mangle hierzulande nicht an Kapital, sondern an Investmentangeboten. "Insbesondere das Fehlen einer breiten Fondslandschaft in Österreich" steche hervor, heißt es. In einem Strategiepapier unter dem Titel "Vision 2030" werden abseits der Dachfonds-Forderung weitere Ziele skizziert: Die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags sowie eines Verlustausgleichs (ähnlich wie in Großbritannien, wo Investitionen in Unternehmen von bis zu 250.000 Pfund steuerbegünstigt sind und ein Verlustausgleich möglich ist), eine Reform des Wagniskapitalfondsgesetzes (das in Österreich nur eine Sicav-Variante ist, die am Markt Akzeptanzprobleme hat) sowie ein Aufholen bei den Standards zur Mitarbeiterbeteiligung, die eine Möglichkeit ist, um Talente anzulocken, und die in anderen Ländern ebenfalls vorteilhafter geregelt sei. Gleichzeitig gehe es darum, dass die Bürger in Österreich mehr zu Anlegern werden. (eml)