Staatsanwalt erhebt Anklage gegen Ex-Milliarden-Manager wegen Betrugs
Ein Ex-Portfoliomanager der Franklin-Templeton-Tochter Western Asset Management steht unter Betrugsverdacht. Er soll Gewinne bestimmten Kunden zugeschoben, Verluste aber anderen untergejubelt haben. Die New Yorker Staatsanwaltschaft und das FBI haben nun Anklage erhoben.
Die New Yorker Staatsanwaltschaft und die US-Bundespolizei FBI haben gegen den ehemaligen Portfoliomanager Ken Leech Anklage wegen Betrugs erhoben. Dies teilte die New Yorker Staatsanwaltschaft mit. Leech war bis August Co-Investmentchef der zur Fondsgesellschaft Franklin Templeton gehörenden Investmentboutique Western Asset Management gewesen. Damals waren Untersuchungen der US-Wertpapieraufsicht SEC bekannt geworden, woraufhin Leech seinen Posten räumte.
Die Ermittler werfen Leech nun unter anderem "Wertpapierbetrug, Betrug von Anlageberatern und die Abgabe falscher Erklärungen" vor, wie es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt. Konkret soll Leech bestimmten Kunden Gewinne zugeschrieben und dafür anderen Kunden Verluste zugerechnet haben. Diese Praxis wird als "Cherry Picking" bezeichnet. Leech lenkte den rund zwei Milliarden US-Dollar schweren Macro Opportunities Fonds, der im August geschlossen wurde.
Verluste verschoben
Den Ermittlern zufolge bot Western Asset Management einmal die sogenannten Macro-Opportunities-Strategien an. Für diese war Leech direkt verantwortlich. Daneben hatte das Haus "Core"- und "Core Plus"-Strategien im Angebot. Als Co-Investmentchef soll den Ermittlern zufolge Leech dafür gesorgt haben, dass gut laufende Investments seinen Marco-Opportunities-Ansätzen zugeschrieben wurden, während verlustträchtige Geschäfte den anderen Strategien zugeschoben wurden.
"Anstatt die Geschäfte angemessen zuzuweisen, ließ Leech mutmaßlich zu, dass bevorzugte Kunden begünstigt wurden", erläutert FBI-Direktor James Dennehy. So seien Wertpapierinvestments mit einem Volumen von gut 600 Millionen US-Dollar zwischen den Kundengruppen verschoben worden. Leech sei Future- oder Optionspositionen auf US-Staatsanleihen eingegangen und habe zunächst abgewartet, wie sich die Investments entwickeln. Erst dann habe er sie bestimmten Strategien zugeordnet.
"Betrügerischer Plan"
Leech habe gegenüber allen Kunden, egal in welche Strategie sie investieren, eine treuhänderische Pflicht gehabt. "Unter Verletzung dieser Pflicht betrieb Leech einen betrügerischen Plan, um Macro-Opportunities-Strategien zu stärken, was zwangsläufig auf Kosten der Core-Strategien ging", teilen die Ermittler mit. Weder Leech noch Western Asset Management hätten gegenüber den Kunden offengelegt, dass die Macro-Opportunities-Strategien bevorzugt würden.
Western Asset Management zählte zu der Boutiquendachgesellschaft Legg Mason, die 2020 von Franklin Templeton übernommen worden war. Mit dem milliardenschweren Deal wollte sich der kalifornische Asset Manager prestigeträchtige und performancestarke Boutiquen-Strategien wie die von Western Asset Management einverleiben, um Mittelabzüge in anderen Bereichen auszugleichen.
Herbe Mittelabzüge
Die Vorfälle bei Western Asset belasten jedoch das Vertriebsergebnis. In den drei Monaten zu Ende September hat Franklin Templeton unter dem Strich Mittelabzüge in Höhe von 31,3 Milliarden US-Dollar erlitten – Geldmarktfonds nicht eingerechnet. Ohne die Mittelabzüge bei Western in Höhe von 37 Milliarden Dollar hätten in dem Quartal Nettomittelzuflüsse in Höhe von 5,7 Milliarden Dollar gestanden. "Wir nehmen den Fall sehr ernst", sagte Franklin-Templeton-Chefin Jenny Johnson bei einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Ihr Haus kooperiere dabei mit den Behörden. (ert)