Provisionsverbot? EU-Kommission vertagt Vorlage wichtiger Dokumente
Werden Zuwendungen in der Anlageberatung bald komplett verboten? Bis die Branche Klarheit über die Position der Europäischen Kommission hat, wird es noch einige Wochen dauern.
Die Europäische Kommission plant, ihre Vorschläge für ihre "Retail-Investment-Strategie" erst am 3. Mai vorzulegen – einen Monat später als ursprünglich kommuniziert. Das geht aus einer Terminübersicht der Brüsseler Behörde hervor. Die Strategie ist Teil der Kapitalmarktunion-Agenda der Kommission.
Von Bedeutung ist dieses Papier für den Finanzvertrieb insbesondere deshalb, weil die zuständige EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness zuletzt deutliche Sympathien für ein absolutes Zuwendungsverbot in der Anlageberatung erkennen ließ. Seither laufen verschiedene Lobbyorganisationen Sturm, weil sie bei einem Provisionsverbot um das Geschäft ihrer Branche fürchten.
Fondslobby plädiert für Wahlfreiheit
"Ein Provisionsverbot ausschließlich für Wertpapiere ist inakzeptabel. Es verzerrt den Wettbewerb zwischen Wertpapieren und Versicherungen und schadet den Verbrauchern", meint etwa Thomas Richter, der Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. Das Beispiel Großbritannien habe gezeigt, dass ein Provisionsverbot zu einer "Beratungslücke" führen würde, so der Verband. Der BVI setze sich daher für den Erhalt der Wahlfreiheit zwischen Provisions- und Honorarberatung ein. (bm)
Kommentare
Kommt das Provisionsverbot, wird das Produktmarketing zum Game Changer.
AntwortenDie Diskussion um ein mögliches Provisionsverbot ist nicht neu. Ein EU-weites Provisionsverbot für die Anlageberatung wird immer wahrscheinlicher. Falls das Provisionsverbot kommt, wäre das eine echte Zeitenwende für die Finanzbranche. Deshalb sollten sich Produktanbieter, Fondsgesellschaften und Banken darauf einstellen und bereits jetzt neue Konzepte für die Zeit ohne Provisionsberatung finden. Konkret: Die Produktgeber müssen noch näher an ihre Kunden, aber auch an die Berater rücken und deutlicher als bisher für die produktspezifische Unterscheidbarkeit im Wettbewerb sorgen. Denn: Mehr denn je wird es in der Kundenberatung darauf ankommen, dass Anbieter mit ihren Produkten eine eigene Identität und Haltung zeigen und sie zugleich die Berater dabei unterstützen, die Produktstory richtig zu erzählen. Hierfür sollten die Anbieter eine an der Realität ihrer Kunden ausgerichtete Kommunikation entwickeln, die sich durch menschennahe und klare Botschaften hervorhebt. Nicht zu unterschätzen ist die Rolle der Berater als "Markenbotschafter" – schließlich präsentieren sie im Gespräch mit den Kunden nicht nur sich selbst, sondern vertreten auch die Interessen des Produktgebers. Je besser der Berater mit Verkaufsargumenten, Story-Elementen und Kommunikationsmaterialien ausgestattet ist, umso überzeugender und glaubwürdiger wird er die Produkte vermitteln.
Baris Calisan am 20.03.23 um 11:39