Provisionsberatung: Fachverband übt scharfe Kritik an Studie
Im Fachverband der Finanzdienstleister herrscht hoher Unmut über eine Studie, in der die Arbeiterkammer gemeinsam mit einem Produktanbieter die Provisionsberatung gegenüber der Honorarberatung abkanzelt. Es ist von fachlichen Unschärfen und Interessenspolitik die Rede.
Auf EU-Ebene ist die Aufregung um ein drohendes Provisionsverbot in den vergangenen Monaten etwas abgeflaut. Interessensvertretungen wie der Finanzdienstleisterfachverband in Österreich haben mit ihren Warnungen vor negativen Auswirkungen auf die Produktversorgung der Konsumenten bereits ein teilweises Umdenken bei einigen Teilnehmern des EU-Gesetzgebungsprozesses erwirkt: Aus dem EU-Parlament gab es zuletzt Bedenken zum geplanten Teil-Provisionsverbot, das die Kommission in ihrem Vorschlag zur Retail Investment Strategy (RIS) skizziert.
Nun sieht es auch so aus, als würde es vor der EU-Wahl im Juni nicht mehr zu einer Finalisierung der RIS kommen, wie Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands der Finanzdienstleister, in einem Vortrag am FONDS professionell KONGRESS in Wien sagte. Aus heutiger Sicht sei eher Entspannung angesagt, so Dolzer vor Expertenpublikum am Kongress. Höhere Wellen schlägt im Fachverband hingegen eine Studie der Arbeiterkammer (AK) gemeinsam mit dem Anbieter Fynup. In dieser wird laut Dolzer die Situation fachlich fragwürdig wiedergegeben.
Keine Honoraranbieter?
So heißt es in der 38-seitigen Untersuchung: "Es konnte neben Fynup kein weiterer Anbieter gefunden werden, welcher ein aufwandsbezogenes Honorarmodell anbietet." Dolzer weist das zurück. Im Jahr 2023 habe eine Umfrage mit Unterstützung mehrerer WKO-Fachverbände ergeben, dass von 992 befragten Versicherungsvermittlern rund 60 (auch) Honorarvermittlung anbieten und es in diesem Bereich Betriebe gibt, die sehr wohl auch aufwandsbezogene Honorare anbieten. Man müsse sich fragen, ob es bei der AK-Analyse angesichts der Beteiligung von Fynup Interessenskonflikte gab, so Dolzer. Die Autoren hätten sich nicht die Mühe gemacht, bei den Interessensvertretungen nachzufragen.
Ein anderer Wirtschaftskammerfunktionär betonte am Rande des Kongresses ebenfalls, die Studie sei "sehr ärgerlich" und habe viel Aufwand verursacht. Man sei mit einer hohen Zahl an Anfragen konfrontiert.
Transparenzfragen
Dolzer kritisiert unter anderem auch, dass die Studie bei den Produktkosten nicht ausreichend zwischen Honorar und Vermittlung unterscheidet. Berechnungen seien teils intransparent, nicht nachvollziehbar und es bleibe ein manipulativer Nachgeschmack. (Studie und Gegenargumente sehen Sie unten).
Der Fachverbandsobmann warnt zudem vor weiteren Markteingriffen, die von Konsumentenschützern in den Raum gestellt würden. Es gebe die Forderung, dass Berater verpflichtet werden sollten, den Kunden jeweils sowohl eine Honorar- als auch eine Provisionsberatung zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsweise vorzuschreiben, sei unzulässig, betonte Dolzer. "Die Wahlfreiheit, ob man eine Honorarberatung anbietet oder eine Provisionsberatung, muss für den Einzelnen aufrecht bleiben", so der Fachverbandsobmann. (eml)
Service:
Die Studie von Arbeiterkammer und Fynup
Die Stellungnahme des Fachverbands
Kommentare
Bin Honorarberater und für den freien Markt
AntwortenWenn sich die AK mit einem Anbieter zusammentut und dieser dann ganz zufällig so obersuper abschneidet, dann erweist man der ganzen Sache einen Bärendienst. So wie die klassische Provisionsberatung einen Interessenkonflikt beinhaltet (dem allerdings nicht zwingend jeder Berater erliegen muss), so steckt somit in dieser Studie der gleiche Interessenkonflikt. Und dem ist fynup zweifellos erlegen (pfui). Schöne Werbebroschüre, die da gelungen ist. Ich bin Honorarberater und darf versichern, dass eine Beratung um € 350 oder € 1000 den Namen nicht verdient. Das ist lächerlich. Aber ich bin für freie Marktwirtschaft (jeder soll die Beratung anbieten, die er kann und zum Preisen, die er will. Und wer will, soll das auf Provisionsbasis machen.) Aber das als Maßstab für Vergleiche heranzuziehen, ist lächerlich. Es gibt die Beratung und es gibt die Produkte da draußen. Die Beratung muss bezahlt werden (welchen Umfang die Beratung hat, welches Honorar man sich ausmacht ---> freie Marktwirtschaft). Das kann natürlich auch via Provision erfolgen. Ich frage mich nur, wie man eine Beratung auf Provisionsbasis bezahlen soll, wenn sich aufgrund der Beratung herausstellt, dass von den € 100 000 Einmalerlag vielleicht doch € 70 000 am Sparbuch oder in Anleihen-Fonds mit sehr kurzer Duration landen sollen, die einen geringeren AGA haben. Hat die Beratung dann weniger Aufwand, weniger Wert? Das alles kann man auf Honorarbasis (für beide Parteien angenehm) vorab klären und festlegen. Auf Provisionsbasis unmöglich bzw. sehr tricky und immer mit ein wenig Informationsasymmetrie (zum Nachteil des Kunden) behaftet. Wenn man nun aber irgend eine Honorarhöhe (die so billige fynup-Variante z.B.) oder ein deutlich höheres Honorar (und der Annahme einer deutlich ausführlicheren und besseren Beratung) und dann mehr oder weniger willkürliche Investmentbeträge (und sich daraus ergebenden Provisionen) heranzieht, ergeben sich wenig Erkenntnisse. Ich lese "8000 Euro Provision für 90 Minuten Beratung". Was für ein populistisches Geschwafel, weil einfach so locker mal 90 Min. Beratung unterstellt wird. Wenn ich diesem Kunden z.B. ein Honorar in ähnlicher Höhe anbiete (natürlich mit einer ganz anderen, sehr umfassenden Beratung und ohne Interessenkonflikt), ist dann die Honorarberatung auch schlecht, weil für den Kunden ja einige € weniger für das Investment übrig bleiben? Ist dann fynup auch "besser". Und die Provisionsberater sind halt - mit Ihrer Argumentation - Umverteiler. Die großen Kunden (Provisionen) finanzieren die kleinen, Mini-Kunden mit. Denn wenn ich einen Kunden, der € 10 000 veranlagen will, ordentlich beraten will, ist es mit den Ausgabeaufschlägen nie und nimma finanziert. Das wird halt - mit Mini- oder Pseudo-"Beratung" (wie eine um € 350 auf Honorarbasis) mitgenommen. Aber leben tut man von anderen Kunden. Das ist in dieser Form doch Schwachsinn zum Quadrat. Ich mache nur Honorarberatung, vermittle nur ETFs und provisionsfreie FLVs. Aber das ist lächerlich und offensichtlich Werbung für fynup. Wenn man das seriös macht, muss man die Beratung und die Produkte komplett trennen (wofür ich als Honorarberater natürlich bin). Und dann muss man die Beratungsleistungen (!) im Detail (!) mal genau vergleichen und analysieren. Am Ende muss jeder einen Betrag x (von bis) pro h veranschlagen (mit mehr oder weniger oder null Tendenz, dass man dem Kleinkunden etwas entgegenkommst und der größere Kunde dafür mitzahlt). Das kannst drehen und wenden, wie du willst. Somit kommt es nur auf die BeratungsLEISTUNG an, die man geben kann, die man erhalten will. Da wäre ich gerne Ansprechstelle für die AK, um das fynup-Angebot mal zu analysieren und dann eine Broschüre mit ein paar populistischen Spitzen rauszulassen. Wäre ebenso wenig ok, denn wie komme ich dazu, zu beurteilen, ob das eine gute, ausreichende Beratung ist. Der Markt möge entscheiden. Aber das ist einer AK fremd und fynup hat das genutzt.
Weißkopf am 10.03.24 um 16:59Faktencheck zur Stellungnahme des Fachverbandes
AntwortenEs ist nicht das Ziel von fynup die Provisionen gesetzlich zu verbieten, davon haben wir nie gesprochen. Es geht uns einzig um Transparenz bei der Höhe der Kosten und deren Auswirkungen. In vielen hunderten Vertragsprüfungen erleben wir tagtäglich, dass Konsument*innen unzureichend darauf hingewiesen wurden. Was bleibt ist Frust und die Abkehr vom Finanzmarkt. Ich kann nicht glauben, dass das Berater*innen wirklich wollen. Wir müssen Modelle entwickeln, die den individuellen Aufwand reduzieren, um Kosten in der Höhe verrechnen zu können, welche für Konsument*innen akzeptabel und für Berater*innen wirtschaftlich interessant sind. Innovation ist die Lösung - nicht an alten Gewohnheiten hängen bleiben, die nicht mehr zeitgemäß sind, wie die Zillmerung. Die Fakten zeigen ja seit Jahren, dass die Lebensversicherung schrumpft, obwohl sie gegenüber Bankdepots diesen enormen Steuervorteil hat. Fondsgebundene Lebensversicherungen sind die perfekte Altersvorsorge, wenn die Kostenstruktur dahinter gering ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn Branchenvertreter und Medien sich diesem Thema öffnen und bereit für Diskussionen sind. Ich bin der Überzeugung, dass es möglich ist, gute Lösungen zu finden, mit denen sowohl Konsumentenschützer als auch Branchenvertreter zufrieden sind. Zum Wohle unserer Kund*innen, um die es ja geht. Zur Stellungnahme können Interessierte unseren Faktencheck nachlesen: https://www.fynup.at/a/faktencheck-stellungnahme-fachverband Ich hoffe auf lebhafte und faire Diskussionen. Wolfgang Staudinger CEO fynup
ws@fynup.at am 08.03.24 um 13:34