Mit der Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR, MiCA-Verordnung) gelten seit Ende 2024 EU-weit die gleichen Aufsichtsstandards für digitale Assets. Zumindest auf dem Papier. In der Praxis gibt es weniger Vereinheitlichung als beabsichtigt.

Insbesondere zieht das Aufsichts-Shopping vielen Behörden den Nerv: Anbieter stellen ihre Bewilligungsanträge in mehreren Ländern, oder in Staaten, wo die zuständigen Stellen noch wenig Kenntnis im Kryptobereich haben. Auf diese Weise werden jene Behörden ausgebremst, die es mit der Prüfung genau nehmen. Mit der Bewilligung eines Landes kann ein Anbieter EU-weit tätig werden.

Auch der Wiener Kryptoriese Bitpanda hat seinen Antrag auf MiCAR-Lizenz 2024 in mehreren Ländern eingereicht. Nicht begeistert von der Entwicklung war die österreichische FMA, wie damals im Hintergrund zu hören war. Die FMA zählt aufgrund einer regen Kryptoszene im Land zu den Behörden, die viel Know-how bei der Prüfung und Kontrolle aufgebaut haben.  

Forderung: Zentrale Aufsicht wie bei Banken
Gemeinsam mit der französischen Autorité des Marchés Financiers (AMF) und der italienischen Commissione Nazionale per le Società e la Borsa (CONSOB) fordert die FMA nun mehr Vereinheitlichung. Allen voran sollen die signifikanten Anbieter von Kryptowerte-Dienstleistungen (CASP) zentral durch die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA beaufsichtigt werden. "Dies wäre der einzige Weg, opportunistische Sitzstaatentscheidungen zu vermeiden, und könnte eventuell zu einer Senkung der Aufsichtskosten führen", schreiben die drei Aufsichten in einer Aussendung.

Die MiCAR werde in der EU teilweise sehr uneinheitlich angewendet, betonen die FMA-Vorstände Mariana Kühnel und Helmut Ettl. "Ein regulatorischer Wettlauf nach unten wäre für die ganze EU nachteilig und sollte vermieden werden, indem große Anbieter europaweit einheitlich beaufsichtigt werden – ähnlich wie bei der EZB-Bankenaufsicht."

Risiken durch Anbieter aus Drittstaaten
Sorgen bereiten den Aufsehern zudem die wenig transparenten Drittstaaten-Anbieter, die über europäische Intermediäre am Kontinent auf Kundenfang gehen. Es geht um das Phänomen, dass EU-CASPs Orders europäischer Anleger einfach durchleiten.

Die drei Behörden schlagen eine Verschärfung für Plattformen außerhalb der EU vor, die europäische Investoren ansprechen. Intermediäre, die Kundenaufträge für Kryptowerte ausführen, sollen dies verpflichtend über eine Plattform tun, die nach MiCAR oder vergleichbarem Standard reguliert ist.

In dem Zusammenhang werden bei europäischen Aufsehern Anbieter wie die chinesische Kryptobörse Binance (sie gilt als globale Nummer eins) oder Bitget mit Hauptsitz in Singapur immer wieder kritisch erwähnt. Krypto-Asset-Märkte sind hoch globalisiert und konzentriert: 90 Prozent des Handels geschieht auf den zehn größten Plattformen. Vor Bitget warnt zum Beispiel die AMF in Frankreich. 

Regelmäßige IT-Prüfungen 
Angesichts der erheblichen Cyberrisiken sollten Plattformen zudem vor einer MiCAR-Zulassung sowie im Rahmen regelmäßig wiederkehrender Prüfungen eine unabhängige IT-Sicherheitsprüfung durchlaufen, schreiben die Aufseher. Mehr Zentralisierung wünschen sich AMF, CONSOB und FMA zudem bei der Einreichung und Überprüfung von Kryptowerte-Whitepapers (ausgenommen "Stablecoins"). Damit werde in der Analyse von Whitepapers für Token-Emittenten eine höhere Rechtssicherheit geschaffen. (eml)