In der Causa My First Plant (MFP), die im November 2023 in den Konkurs ging, erhebt die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Anklagen gegen zwei Personen wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs. Zumindest 5.600 Opfer wurden um über 13 Millionen Euro geschädigt, wie die Behörde mitteilt.

Die beiden Verantwortlichen der My First Plant GmbH mit Sitz in Klagenfurt (Kärnten) hatten Investments in Hanfpflanzenplantagen für die Produktion legaler Cannabisprodukte angeboten und den Anlegern dafür Renditen von 30 bis 40 Prozent jährlich versprochen. Astronomische Profite wie diese hätten Anleger stutzig machen müssen.

Gut maskierter Schwindel
Gleichzeitig betrieben die Macher – wie so oft bei groß angelegten Betrügereien – einen hohen Aufwand, um den Schwindel zu maskieren. Mit professionell gestalteter Website, umfangreichen Social-Media-Kampagnen und aufwendigen Veranstaltungen wurde viel ins Anlegervertrauen investiert.

Versprochen wurde den angeworbenen Kunden eine Beteiligung am Ertrag von Hanfpflanzen bereits ein halbes Jahr nach Unternehmensgründung. Anfangs wurden Gelder ausgezahlt, allerdings nach Ermittlungserkenntnissen nicht aus tatsächlichen Ernteerträgen, sondern aus dem Geld neuer Anleger (Ponzi-System).

Lebensstil-Finanzierung statt Anlegergewinne
Real wurde nur ein Teil der Hanfpflanzen angepflanzt, teils waren diese auch verdorben. Verträge mit Großabnehmern kamen nicht zustande. Die My First Plant GmbH arbeitete zu keinem Zeitpunkt ertragreich, heißt es bei der WKStA. Mit dem Anlegergeld finanzierten die Betreiber ein aufwendiges Vertriebssystem sowie den eigenen Lebensstil.

Der fehlende wirtschaftliche Erfolg sei den Anlegern verschwiegen worden, ebenso wie ihnen auf den persönlichen Kunden-Accounts oder in Newslettern falsche Ernteerträge oder Erfolge vorgespiegelt wurden. Lange vor dem Konkurs 2023 hatten deutsche Verbraucherschützer, wie die Stiftung Warentest, vor Investments in MFP-Produkte gewarnt. 

Zwischen ein und zehn Jahren Haft
Das Strafmaß liegt zwischen ein und zehn Jahren Freiheitsstrafe. Ermittlungen gegen einen weiteren Beschuldigten laufen noch. Die Ermittlungsverfahren gegen zwei weitere Personen und das insolvente Unternehmen wurden eingestellt.

Einer der nun Angeklagten, ein MFP-Geschäftsführer, wurde dieses Jahr bereits wegen Steuerhinterziehung zu einer bedingten Haftstrafe von 15 Monaten und zur Zahlung von 400.000 Euro verurteilt. Das Verfahren ist verknüpft mit dem EXW-Prozess, bei dem es um angebliche Kryptowährungs-Investments geht. Der MFP-Geschäftsführer war Angeklagter im EXW-Prozess, wurde aber freigesprochen. (eml)