Angesichts der hohen Inflation sollten Versicherungspolizzen überprüft werden, um eine Unterversicherung zu vermeiden, rät die FMA. Besonders bei länger bestehenden Verträgen ist es demnach empfehlenswert, zu evaluieren, ob die Schadensabdeckung noch ausreichend ist. Das teilt die Behörde in einer Aussendung anlässlich ihres jährlichen Berichts zur Lage der österreichischen Versicherungswirtschaft mit.

Laut dem Lagebericht sind die Prämieneinnahmen der österreichischen Assekuranzen im ersten Halbjahr kräftig gestiegen – nämlich um rund sieben Prozent. Gesamtwirtschaftlich ist die Situation für die Versicherer allerdings momentan keine einfache. Der Zinsaufschwung verteuert zum einen die eigene Verschuldung. Zum anderen sorgen die steigenden Marktzinsen dafür, dass es bei den bestehenden Anleihen im Kundenvermögen enorme Kursverluste gibt. Dazu kommen noch die Wertverluste, die man heuer auch am Aktienmarkt hatte.

Verwaltetes Vermögen um neun Prozent eingebrochen
Laut FMA ist das verwaltete Vermögen der österreichischen Versicherungen wegen der Erschütterung der Kapitalmärkte im ersten Halbjahr 2022 um neun Prozent gesunken. Die Zinsentwicklung und der Abwertungsbedarf bei den Anleihen sorgten dafür, dass das Finanzergebnis (Kapitalanlagen – Erträge versus Aufwendungen) der Versicherungsbranche einbrach. Während es im Jahr 2021 noch um gut 60 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gestiegen war, standen heuer per Ende Juni nur noch rund 0,85 Milliarden Euro zu Buche.  

Die starke Teuerung – in Österreich erreichte sie per Oktober rund elf Prozent zum Vorjahr – ist ebenfalls nicht unbedenklich. So könnte es etwa zu inflationsbedingten Stornos kommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Inflation die Reserven der Versicherungen für die Verpflichtungen schmälert.  

Eigenmittel und Nachhaltigkeitsfaktoren
Gleichzeitig betonen die FMA-Vorstände, dass 70 Prozent der österreichischen Versicherungen einen Solvabilitätsgrad von über 200 Prozent ausweisen würden; das Doppelte der regulatorisch erforderlichen Eigenmittel, um negative Entwicklungen zu kompensieren. Das sei eine im europäischen Vergleich gute Kapitalisierung, heißt es.

Positiv hervorgehoben wird auch die "Resilienz in Bezug auf Nachhaltigkeitsrisiken". Etwa ein Fünftel des Gesamtportfolios der Versicherer sei "klimarelevant", also von Umbrüchen durch den Klimawandel betroffen. So könnte etwa ein plötzlicher starker Anstieg von CO2-Preisen zu Wertverlusten von über zehn Prozent führen – wobei es in manchen Vermögenskategorien, etwa Unternehmensanleihen, über 14 Prozent sein könnten. Die Widerstandsfähigkeit sei "überdurchschnittlich", heißt es. (eml)