Großpleite: Immobilienentwickler Imfarr insolvent
Das Wiener Immobilienunternehmen Imfarr hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien beantragt. Über eine halbe Milliarde Euro an Schulden stehen zu Buche. Im Zentrum steht die Familie Farrokhnia mit Verbindungen zur Euram Bank.
Die Imfarr Beteiligungs GmbH hat laut KSV 1870 ein Sanierungsverfahren beantragt. Die Schuldnerin entwickelt seit der Gründung im Jahr 2007 Immobilien in Österreich und Deutschland. Wie so oft im Immobilienbereich geht es um ein weit verzweigtes Netz: Imfarr ist demnach an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt.
Betroffen sind rund 18 Dienstnehmer und circa 110 Gläubiger. Die Passiva werden vom Unternehmen mit 604 Millionen Euro angegeben, wobei sich die Verbindlichkeiten im Wesentlichen aus unbesicherten Bankverbindlichkeiten (rund 27 Mio.), unbesicherten sonstigen Verbindlichkeiten (rund 219 Mio.), Eventualverbindlichkeiten (rund 332 Mio.) und Anleiheverbindlichkeiten inklusive Zinsen (rund 26 Mio.) zusammensetzen. Das Unternehmen bietet den Gläubigern einen Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent innert zwei Jahren. Finanziert soll die Quote durch die geordnete Verwertung des Immobilienportfolios werden.
Familie Farrokhnia
Es handelt sich um eine Immobiliengruppe rund um die Familie Farrokhnia. Geschäftsführer sind Nemat Farrokhnia und Ernst Gassner. Im Hintergrund, beziehungsweise beratend, war lange Nematollah Farrokhnia (77), der Vater des Firmengründers, tätig. Der Name Farrokhnia spielt auch bei der Euram Bank eine Rolle. Nematollah Farrokhnia war über Jahrzehnte Manager beim Baukonzern Strabag, später bei der Porr. Das Nachrichtenmagazin "Profil" nannte ihn in Recherchen von Ende 2022 als einen der Aktionäre der verschwiegenen Euram Bank, die momentan mit der österreichischen Aufsicht FMA Probleme hat.
Laut KSV wurde Imfarr von den negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt getroffen. Die konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten schwächten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland. Das rasch gestiegene Zinsumfeld führte zu höheren Finanzierungskosten. Vor diesem Hintergrund konnten Projekte nicht im geplanten Umfang beziehungsweise nicht fristgerecht umgesetzt werden und Verkäufe nicht finalisiert werden. (eml)